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Egoismus statt Solidarität
„Hamburg macht sich lockerer “
taz Hamburg vom 13. 5. 20
In Hamburg fand am Samstag, 9. Mai, eine Demonstration gegen Corona-Maßnahmen statt: Auf dem Rathausmarkt versammelten sich mehr als 500 Menschen, saßen und standen dicht beieinander, die wenigsten trugen einen Mund-Nasen-Schutz. Die Hauptforderung: Alle Einschränkungen zur Eindämmung des Corona-Virus sollen sofort aufgehoben werden. Ja, die Infektionsschutzmaßnahmen greifen in die Grundrechte ein. Ja, willkürliche und ungerechtfertigte Einschränkungen dürfen und müssen kritisiert werden. Aber hier ging es nicht um unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung, sondern um individuelle, egoistische Freiheiten: Ausflüge, Shoppen, Party, Urlaub und keine Masken-Pflicht.
Auch ich war an den vergangenen Samstagen demonstrieren: für Klimaschutzauflagen bei der Verteilung der Wirtschaftsrettungsgelder. Auch die Klimagerechtigkeits- und Umweltschutzbewegung hat sich gegen die pauschale Einschränkung der Versammlungsfreiheit eingesetzt und geht seit drei Wochen wieder auf die Straße – mit streng begrenzter Teilnehmer*innenzahl, abgemessenen Abständen und Mund-Nasen-Schutz. So verlangt es die Gesundheitsbehörde und die Solidarität mit unseren Mitmenschen. Sowohl die Pandemie als auch die Klimakrise und das Artensterben können nur durch gesamtgesellschaftliche Anstrengungen aufgehalten werden.
Auf der Anti-Infektionsschutz-Demo sammeln sich „besorgte“ – oder besser egoistische – Bürger*innen, Impfgegner*innen, Verschwörungstheoretiker*innen und Rechtsextreme und rufen „Wir sind das Volk“. Dieses „Volk“ stellt egoistische Bedürfnisse über das Grundrecht auf Leben und die Gesundheit aller Mitglieder unserer Gesellschaft. Ich gehöre nicht zu diesem Volk.
Verena (Nachname ist der Redaktion bekannt), Hamburg
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