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Archiv-Artikel

■ leserInnen äußern sich zur kleinschreibung Danke für den kick

aus dem alltag mit schnell getippten emails an freunde, sms-mitteilungen und chat-unterhaltungen habe ich mir eigentlich schon lange eine zweckmäßige, also hauptsächlich kleine und sehr fehlertolerante rechtschreibung angewöhnt. schließlich kommt es auf den inhalt an. nur für die uni und die arbeit versuche ich mich an regeln zu halten. allerdings fällt auch dort auf, dass es dadurch, dass die meisten noch die alte rechtschreibung gelernt, und wenige sich in der neuen völlig sicher fühlen, große verwirrung aber auch entspannte toleranz herrscht. im sinne der heutigen taz möchte auch ich für einen toleranten und kreativen umgang mit der rechtschreibung plädieren. diesen „klassischen“ sommerloch-streit finde ich antiquiert und dem charakter von sprache, sich ständig zu verändern, nicht gemäß. LAUREN BARTELS, Berlin

Die heutige Zeitung in „gemäßigter Kleinschreibung“ ist eine echte Schnapsidee. Manchen mag es vielleicht nicht stören, aber zahlreiche Leser, die nicht Wort für Wort lesen, sondern einen Satz oder Absatz in einem Blick erfassen, müssen eine merkliche Reduzierung des Lesetempos hinnehmen. Die Großschreibung von Substantiven ist sinnvoll, bitte stellt sie in der aktuellen Debatte nicht zur Disposition. SEBASTIAN BORK

Nach der unsäglichen diskussion der letzten wochen scheint mir eure die einzig vernünftige reaktion zu sein. Super! Weiter so! Es lebe die provokation in den zeiten der dummheit! ELLEN KLANDT, Bonn

Gratulation zur taz in der ganz klassischen rechtschreibung samt „appell an grossverlage“! Das ist natürlich ein noch gemeingefährlicherer akt (FAZ) als die andere neuregelung. Aber die augenzwinkernde taz ist eben auch in diesem fall eine alternative zu den miesepetrigen katastrofenbeschwörern. ROLF LANDOLT, vorsitzender

bund für vereinfachte rechtschreibung, Zürich

Ogottogottogottogottogottgutnacht. VAN THIEL, Röttenbach

Allein die ausgabe von heute ist das geld für das jahresabonnement wert. Bitte macht weiter so! Ich unterrichte deutsch und bin wie viele kollegen entsetzt über den streit, der losgetreten wird. Die schüler (abiturienten), die ich befragt habe, sind übrigens völlig gelassen und wissen nicht, was gespielt wird. Auf meine frage, ob sie persönlich einen gegner der RSreform kennen, damit wir uns mit dessen argumenten auseinander setzen können, bekam ich die antwort: „Das thema ist doch nicht mehr aktuell, die diskussion lief doch vor sechs jahren.“ Also, bitte versucht weitere vernünftige mitstreiter im medienlager zu finden, wir wollen nicht das kaputt machen, was wir in den letzten jahren aufgebaut haben.

BÄRBEL JOCHUM-MANN, Berlin

Hocherfreut habe ich in unserer Leipziger Volkszeitung davon erfahren, dass Ihre heutige Ausgabe der taz in Kleinbuchstaben erfolgt. Die vor einigen Jahren von Administratoren dem deutschen Volke verordnete so genannte Rechtschreibreform ist vielfach unverständlich, unsystematisch und teilweise sinnlos und wird verständlicherweise von der Mehrheit der Menschen berechtigt abgelehnt. Eine Sprache entsteht aus dem Volk, mit dem Volke und für das Volk – Verordnungen „von oben“ sind schon mehrfach in den letzten 100 Jahren erfolglos gewesen und dann verstummt.

DR. C. F. SCHWOKOWSKI, Leipzig

Bitte behaltet die kleinschreibung in der taz wenigstens für zwei bis vier wochen bei. Testet die reaktion in der öffentlichkeit – sie wird nicht ausbleiben, wenn es mehr als eine eintagsfliege ist. Mein erster eindruck: die lesbarkeit ist nach kurzer umgewöhnung besser und das schriftbild sieht einfach harmonischer aus. Danke für den kick. Das schreiben geht ebenfalls flüssiger – mit kleinen Rückfällen. […]

HARTMUT WAGNER, Lüdenscheid

Eigentlich fand ich den Gedanken, die generelle Kleinschreibung auch im Deutschen einzuführen, immer schon sehr interessant. Nach der heutigen Ausgabe der taz in konsequenter Kleinschreibung, muss ich feststellen, es ist vielleicht einfacher zu schreiben, aber schwieriger zu lesen. Daher würde ich sagen: Experiment gescheitert. Jedenfalls würde ich mich seit heute gegen eine generelle Kleinschreibung aussprechen.[…] DR. TILL DAMASCHKE, Münster

Wenn reformgegner sich nicht vorschreiben lassen wollen, wie sie zu schreiben haben (und im gleichen Atemzug die angebliche beliebigkeit der neuen regeln beklagen, obwohl die alten willkürlicher waren und mindestens ebenso viele varianten kannten), dann reklamiere ich dieses recht auch für mich. deshalb freue ich mich über die entscheidung der taz, ihre donnerstagsausgabe mit substantivkleinschreibung zu bringen. […] NORBERT POMPLUN, Berlin

Ich könnte euch alle küssen! Ich bin seit jahren für die kleinschreibung, gemäßigt oder nicht. Eure heutige zeitung ist also ein reiner genuss für mich. URSULA CARSTENSEN

Die Schrift ist zuallererst für den Leser da, es ist eine Frage der Höflichkeit, es ihm leicht zu machen. Dazu ist die Unterscheidung von Groß- und Kleinschreibung in der deutschen Sprache eine gute Hilfe. Ich fand die taz immer wegen des Inhalts gut, warum jetzt der Unsinn, sich selbst kryptischen Neigungen hinzugeben?

MARKUS FISCHER, Berlin

Gratuliere! Endlich eine zeitung, die sich getraut, über die rechtschreibereform hinwegzusehen und noch einen schritt weiter denkt. die kleinschreibung wäre schon lange fällig gewesen! […] Die aktuelle rechtschreibereform hat zwar zweifellos einige unsinnige neue schreibweisen, aber als ganzes geht sie in die richtig richtung – nur noch nicht weit genug. MICHAEL LAUFFER, Zürich