leben in funnyland: YVES EIGENRAUCH fragt: was liest der profi im bus?
bin angekommen (08:56)
bin in meiner alten schule. muss sie wohl jedenfalls sein. neue räume befinden sich dort, wo ich vor jahren herumlief. schaue mich um. next scene: bin mit berenice rollschuh fahren, in einem flachen weitläufigen gebäude, bestehend aus pastellenen farben. hellgrün, hellblau, grau, orange. nice muss aufs klo. ich bringe sie hin. während ich warte, quatschen mich irgendwelche leute blöd an; von wegen dem fußball. wir mussten unser spiel, gestern in bochum, wohl verloren haben. im übrigen traf ich etwas später auch cornelia bei „bochum total“. nur das es nicht in bochum stattfand, sondern in bielefeld; oder jedenfalls in der nähe von BI. wir sind zusammen hingefahren. einer von nunmehr ungefähr zehntausendsechshundertfünfzig gelebten tagen.
um (08:05) stehe ich trotz meines traumes auf. habe ein wenig verschlafen, aber deshalb wohne ich ja in der nähe meiner arbeitsstätte. zu spät zu kommen ist nahezu unmöglich. sportsachen anziehen, noch immer darauf achtend, dass ich nachher die gleichen kleidungsstücke anhaben werde, die meine mitspieler tragen. frühstück. einer von ungefähr tausendfünfhundertzwanzig bisherigen samstagen einfachen. oder fünfhundertdreißig speziellen. müsli, obst, kaffee, zeitung. ich muss los (08:51).
bin angekommen (08:56). fast alle spieler sitzen schon im bus, der gleich nach dortmund zum flughafen fahren wird (08:59). über die zwei, zweisechsunddreißig und die eins nach wickede. regional. (09:00–09:37). es sind dabei die spieler: reck, schober, alpugan, asamoah, böhme, büskens, eigenrauch, göl, happe, held, koch, legat, möller, oude-kamphuis, sand, thon, waldoch. und die verantwortlichen: assauer, schnusenberg, stevens, rarreck, drescher, meyer, heil. leichte kost verlese ich während der fahrt. „the hitchhikers guide to the galaxy“, part IV. leicht und gut. „Rob McKenna war ein elendes Miststück, und er wußte es, weil ihn im Laufe der Jahre viele Leute darauf aufmerksam gemacht hatten, und er sah keinen Grund, ihnen zu widersprechen, bis auf den einen, dass es ihm gefiel, Leuten zu widersprechen, besonders Leuten, die er nicht leiden konnte, wozu nach letzter Zählung alle gehörten.“ mit eckhard henscheid machte ich image-mäßig vielleicht eine bessere figur, aber wie sagt man? scheißegal! busstopp. abgurten, tasche greifen, aussteigen und hinein ins gebäude. unsere fußballsachen haben wir in mehreren großen aluboxen dabei. alle tragen mit; na, fast alle.
normaler flughafenablauf folgt. ich sitze in der propellermaschine (09:57), es folgt der charterflug auf blauen ledersitzen. start (10:07). wir fliegen, wie man halt so fliegt. many information and a second breakfast with coffee or tea. gebannt warte ich darauf, dass wir die see überfliegen. es erscheint mir jedes mal, als würde ich das meer zum letzten mal sehen dürfen, dabei wohnte ich so gerne am meer. oder doch in der stadt? für zweitausendzwei bewerbe ich mich als irgendetwas bei den metrostars. werden ja wohl eine e-mail-adresse haben.
ich sprach schon davon. aber jetzt ist jetzt und nachher spiele ich ein spiel. glaube ich jedenfalls. ein freundschaftsspiel, ein vorbereitungsspiel gegen bröndby kopenhagen. (11:32). flughafen kopenhagen, ich steige aus der maschine, strahlender sonnenschein! mein taft hält, was es versprach. fortsetzung folgt.
weitere eindrücke bisher waren: dass clk-autos bei fußballern beliebt zu sein scheinen, dass schlackehalden im ruhrgebiet toll anzusehen sind, dass inzwischen viele autobahnen dreispurig sind, dass wir alle gleich gekleidet sind, dass es regnet, dass menschen hier und da recht aufdringlich nach wimpeln oder aber besser gleich nach einem ganzen satz unterschriebener trikots fragen, dass ich noch nicht mal in der lage bin, meinen action-sampler nicht zu vergessen.
Autorenhinweis;yves eigenrauch, 29, ist angestellter von schalke 04 und beweist, dass auch Fußballer träumen können
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