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Archiv-Artikel

lalalalaloveparade McDonald’s marschiert

Das Bedürfnis, zu Klumpen geballt herumzujubeln, ist nicht totzukriegen. Seitdem es in Berlin nicht mehr durch Allierte Siegesparaden befriedigt werden kann, gibt es die Love Parade. Hier kommt die Winkelementsorte Mensch in Schweiß, hier fasst die Love Parade Berlin GmbH säckeweise Moneten ab, und nur deshalb meldet sie die organisierte Trostlosigkeit als politische Demonstration an. Hält jemand zu Recht dagegen, die lästige Angelegenheit sei so politisch wie Nasepopeln, nur leider nicht so leise, beginnt Chefmarschierer Dr. Motte alias Matthias Roeingh zu toben: „Mein Eindruck ist, dass irgendjemand versucht, die Versammlungsfreiheit zu beschränken. Das ist eine Kampfansage an uns und die Demokratie.“

Kommentar von WIGLAF DROSTE

Es zählt zu den Besonderheiten der Demokratie, dass jeder Esel und jeder Halunke sich auf sie berufen darf, wenn es um seine Geschäftsvorteile geht – Matthias Roeingh ebenso wie der Rennfahrer Michael Schumacher, dessen Definition von Demokratie ebenfalls gedruckt vorliegt: „Wir leben in einer Demokratie, und jeder kann frei entscheiden, welche Sportart er machen möchte.“

Dessen ungeachtet fraternisiert das politische Personal ungeniert mit dem Ramschkorso. Der Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit feierte nach seinem Amtsantritt aktiv beim Deppenkarneval mit und trug dazu eine Kappe, die mit Dauerlutschern gespickt war. Bild brachte das Foto und lobte: „Atemberaubend … selber mal ein bisschen verrückt sein.“ So unfreiwillig schön wurde sich selbst applaudierender Konformismus selten auf den Punkt gebracht.

Verstand heißt die Hürde, die nehmen muss, wer das viel gepriesene positive Denken hinkriegen möchte. Bei Dr. Mottes Parademarsch ist das Hindernis niedrig und wird einfach überrannt. Dieser Vorgang heißt bis heute Love Parade. Andere Aufmarschierer haben von der Konsumismusparade gelernt. Als beim Christopher Street Day vor 14 Tagen die plumpe Behauptung laut wurde, eine sexuelle Orientierung sei an sich schon politisch, hatte die Homosexuellendemo die kopfmäßigen Niederungen der Love Parade endgültig erreicht. Wieder war der Regierende Bürgermeister Wowereit mit von der Party. Eingeführt hat er sich mit dem Satz: „Ich bin schwul, und das ist auch gut so!“ Mittlerweile folgt er derselben abgeschmackten Massendevise wie CSD und Love Parade: Mc Donald’s ist einfach gut so.

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