lahmende bahn : Ein Herz für die KundInnen
„Liebe Fahrgäste, wegen Störungen im Betriebsablauf wird die Regionalbahn zehn bis 20 Minuten später eintreffen.“ An solche Ansagen am Bahnsteig haben sich PendlerInnen im Ruhrgebiet längst gewöhnt. Dass der Noch-Staatskonzern Deutsche Bahn AG weniger an KundInnenfreundlichkeit als an möglichst hohen Profiten interessiert ist, zeigt ein Vergleich zwischen der Gewinnprognose des Unternehmens und seinem Service. Dieses Jahr erwartet die Bahn 1,9 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern. Auch die DB Regio, die den Nahverkehr versorgt, entwickelt sich nach eigenen Angaben gut. Statt den Fahrgästen in NRW aber endlich überfüllte Züge, defekte Toiletten und Türen zu ersparen, will die DB beim Gewinn noch draufsatteln und ihre Fahrpreise ab kommendem Jahr erhöhen.
KOMMENTAR VON MORITZ SCHRÖDER
Der eigentliche Skandal: Der Konzern Deutsche Bahn ist noch in öffentlicher Hand und hat damit eine höhere Bringschuld für seine KundInnen als ein privates Unternehmen. Noch hat die Politik also eigentlich großen Einfluss auf das Angebot der Deutschen Bahn. Doch kümmert sie sich zurzeit kaum um die Interessen ihrer WählerInnen: Obwohl die Protestkampagne gegen das Sparprogramm der DB Regio zahlreiche Briefe an die Landtagsfraktionen schrieb, kam keine Reaktion.
Vielleicht sollten sich die LandespolitikerInnen einfach an Zeiten zurückbesinnen, als sie noch keinen Dienstwagen besaßen und selbst jeden Tag auf den Zug angewiesen waren. Außerdem: Wer den rund eine Million Fahrgästen Gehör schenkt, die in NRW täglich stundenlang im Zug sitzen oder stehen, sichert sich massenweise mögliche WählerInnenstimmen. Dass die Fraktionen im Landtag die Preiserhöhung der Bahn ablehnen, reicht nicht. Ohne deutliche Worte in Richtung Berlin, ohne Kritik am kundInnenfeindlichen Kurs der DB-Konzernführung, bleibt es bei Lippenbekenntnissen.