kurzkritik : Arizona in Bremen
Metallisches Pfeifen bohrt sich von Ohr zu Ohr - mitten durchs Hirn. Unbändige Energiewellen branden ans akustische Sensorium, bis der Hörer berauscht ächzt. Rich Hopkins und die spielfreudigen Luminarios donnern ihren Wüsten-Rock ins Weltbühnenzelt.
Arizona in Bremen. Flirrende Hitze und der ganze Rest. Verschleppte Country-Rhythmik, R&B-Rohsinn, wenig spektakulär, aber gitarristisch-vital überhöht. Einerseits die überlegene Eleganz Adrian Esparzas: hardrockrasante Patchworksoli der bluesig geerdeten Saitentiger-Historie. Andererseits Rich Hopkins kraftvolles Gegrummel, konsequent verzerrte und verbogene Noten in Aufruhr. Musik in Cinemascope. Größer als das Leben. Auch lauter, aggressiver, trauriger, schöner.
So pfiffig wie funky hatte zuvor die Dresdner Top Dog Brass Band gegen alle „When the saints go marchin in“-Klischees angespielt, Baby Donk aus Berlin eine Dadajazz-Jonglage gefeiert - und die Bayede Music Group ihre Folklore-Show abgetanzt, mit der in Südafrika Traditions- und Aidsaufklärung verbunden werden. Ein Abend, so freudig verrückt wie anregend, also die Antithese zum Veranstalter Nordwestradio, einer Dauermagazinsendung mit Klassikschnipseln und - laut Eigenwerbung - „Smooth-Jazz zum Fingerschnippen“ sowie „Wave-Music zum ruhigen Durchatmen“.Jens Fischer