kurzkritik : Angenehm gefühlsecht
Obskur macht neugierig. Schwarze Schimmel sehen, sibirischen Reggae hören. Erst mal aber „japanischen Blues“ empfinden. Dieses sollte Ritsuki Nakano, weltweit als Rikki vermarktet, fürs Funkhaus Europa-Konzert ermöglichen. Mit Geisha-Variationen textiliert und frisiert spielt sie statt Bluesgitarre das Shamisen, eine dreisaitige Laute. Die Historie der vorgetragenen Weisen ist bluesverdächtig: Statt Baumwolle zu pflücken hatten Rikkis Vorfahren auf der südjapanischen Amami-Insel Rohrzucker für die Feudalherren produzieren müssen. Die feierabends angestimmten Songs haben einen traurig klagenden Ton, vermitteln auch den träumenden Blick auf den pazifischen Horizont. Wie die Brandung ist der wogende Rhythmus, das melodische Auf und Ab zu erleben. Diese Amami-Lieder wurden durch Generationen von Sängern immer wieder verändert. Rikki verlängert diese Tradition in die Moderne des Asian-Pop, der alle Märkte zwischen Hongkong, Shanghai und Tokio durchschrillt. Durch den Verzicht auf elektronische Sounds klingt’s bei Rikki mal fröhlich angerockt, mal romantisierend eingekuschelt. Zumeist stricken Gitarrist/Perkussionistin/Bassist mit braver Akkuratesse ein US- Songwriterkostüm. Gar nicht obskur. Einfach nur aufregend relaxt. Sogar der vibratolos gequetschte Gesang vermittelt sich angenehm gefühlsecht. Jens Fischer