kurzkritik: musikfest : Grimaud ganz groß
Die Pianistin Hélène Grimaud hat einmal gesagt, wenn die Chemie mit Kammermusikpartnern stimmt, sind es nicht immer die spannendsten Konzerte – weil eine konstruktive Konfliktebene fehle. Diesen Eindruck hatte man auch bei ihrem Musikfest-Auftritt „with friends“ – wie es immer so unsäglich heißt – im BLG-Forum. Übrigens in einer erstmaligen Kooperation zwischen Musikfest und Philharmonischer Gesellschaft, die sich bisher nicht recht grün waren.
Freilich spielt sich die „Spannungslosigkeit“ bei Grimaud auf höchstem Niveau ab. Programme sind bei ihr nie ganz sicher, häufig kommt sie im letzten Moment mit einer neuen Idee: So auch hier, als sie in die „Musik im Hause Schumann“ die Cellosonate op. 40 von Dimitri Schostakowitsch zu dessen 100. Geburtstag einschob – gepasst hat‘s nicht, toll war‘s trotzdem.
Der Cellist Jan Vogler lotete mit Grimaud zusammen dieses zutiefst nach innen gekehrte Werk in reichen Schattierungen aus. Das supergenaue Horchen aufeinander, die – besonders bei Grimaud – glasklare Sauberkeit der Artikulationen, die Weitergabe von Inspirationen weit über den Notentext hinaus prägte auch die Wiedergaben von Johannes Brahms letzter Klarinettensonate und Robert Schumanns Fantasiestücken mit dem schwedische Klarinettisten Martin Fröst. Zusammen mit den Liedern von Clara Schumann – aus der wirklich eine Komponistin geworden wäre, hätte sie sich nicht bremsen lassen – war das Programm ein interessanter Einblick in die musikgeschichtlich einmalige Freundschaft der drei Künstler. Ute Schalz-Laurenze