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Archiv-Artikel

kurzkritik: marcel odenbach in der kunsthalle Fragen, Pläne, Videos

Marcel Odenbach hat es nie so weit gebracht wie manch ein Zeitgenosse und Weggefährte, der sich ebenfalls als politischer Künstler verstand, sich auch an der jüngeren und jüngsten deutschen Geschichte abarbeitete – Anselm Kiefer etwa, Jörg Immendorff oder gar Joseph Beuys. Vielleicht weil er, der Videokünstler, weitaus weniger plakativ ist. Dafür intensiver, authentischer, persönlicher im Ausdruck.

Die Bremer Kunsthalle zeigt nun Frühwerke Odenbachs, allesamt aus den Jahren 1975 bis 83. Und überwiegend sind es kleinformatige, wortreiche, detailliert ausgearbeitete und in Schülerhandschrift niedergeschriebene Pläne. Der Künstler selbst verlästert sie heute als „Jugendsünden“ – glaubhaft: Einen guten Teil der Projektskizzen hat er nie realisiert, manche waren auch nie der Öffentlichkeit zugedacht gewesen.

Hauptwerk der Ausstellung, die den Bogen bis hin zu allerneuesten, zum Teil noch nie ausgestellten Papierarbeiten Odenbachs spannt, ist die vierteilig quadratisch-quadrophon angeordnete Videoinstallation „Ach wie gut, dass niemand weiß“. Es ist eine Auseinandersetzung mit Erinnerungskultur, mit Fernsehbildern, mit der Nutzung der Medien.

Lösungen, Antworten, bieten Odenbachs Werke nicht an – sie wollen dies auch nicht. Aber sie stellen intelligente, inspirierende Fragen von zeitloser Aktualität. Jan Zier

Marcel Odenbach: Das im Entwischen Entwischte, Kunsthalle. Bis 8. Juni