kurzfilmfestival aktuell :
Vielleicht erinnern sich noch einige an jene sonderbare Situation auf dem Hauptbahnhof vor fast genau einem Jahr. Menschen mit Kopfhörern oder tragbaren Radios vollführten Gesten und Bewegungen, zu denen sie über den Äther angestiftet wurden. Eine Art Synchronschwimmen im Gleisverkehr. In Zeiten, die den Platzverweis als Allzweckwaffe sehen – sei es,um Menschen an der Ausübung ihrer Süchte und Geschäfte, sei es, um sie an der Ausübung ihrer Bürgerrechte zu hindern – eine probate Provokation, den öffentlichen Raum für den Citoyen zu reklamieren, egal ob Bettler, Bürger, Dealer oder Edelmann. Das Radioballett – Zerstreute Öffentlichkeit (MiHH 2) dokumentiert diese Aktion von Radio Ligna (FSK).
Im No Budget 2 sind Gipfel gefragt. Der dekorative Schattenriss eines Gebirges auf einem Joghurtbecher wird zur vergnüglichen Suche nach dem Almsana-Massiv. Der Deckel-Gipfel wird ausgeschnitten, abgeglichen und aufgefunden. Um den Gipfel der Lust geht es dann in The Highest Point. Darin erzählen Frauen davon, wie sie ihn erklimmen. Julika Rudelius zeigt nie die Gesichter ihrer Berichterstatterinnen, die von ihren Gipfelstürmereien bisweilen in einem Tonfall sprechen, als gelte es die Funktionen ihres Waschautomaten zu erläutern. Ein prickelndes Oszillieren zwischen Sichtbar und Unsichtbar, zwischen Sachlichkeit und Sinnlichkeit. Hingewiesen sei noch auf das Programm mit drei Filmen von Mika Taanila. Unbedingt sehenswert ist die Doku über das 1968 vom Architekten Matti Suuronen entworfene elliptische, total cool aussehende Vollplastikhaus „Futuro“. Mehr muss man nicht sagen, mehr Platz ist auch nicht... TIM GALLWITZ
Made in Hamburg 1 & 2: 18 + 20.15 Uhr, Metropolis; No Budget 2: 22.30 Uhr, B-Movie; Mika Taanila: 22.30 Uhr, Lichtmeß