kunstrundgang : Harald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um
Ein Zombie grinst mit leeren Augen, im Sportwagen liegt ein Mann wie auf einem Tatortfoto, und das rote Ballkleid nebenan ist zerrissen. Nach Subtilität sucht man in der Malerei von Christian Hoischen vergebens. Schließlich hat er ein aufklärerisches Programm, wenn er in der Galerie Barbara Thumm seine Arbeiten präsentiert. Es geht dem 1966 geborenen Bildhauer und Maler darum, an den Oberflächen aus Mode und Jetset zu kratzen, die Monstrosität bloßzustellen, die mit Paparazzi-Bildern zelebriert wird. Nun ist ein solcher Auftrag schnell erfüllt, dafür sorgt schon der effektvoll brutale Pinselstrich. Bald aber schleichen sich Zweifel ein, wer da wen lenkt. Gerade indem er seine Bilder auf emotionale Wirkung hin zuspitzt, bleibt Hoischen innerhalb einer Sensationslust, wie man sie aus Lifestyle-Magazinen kennt. Dann sind die Gemälde mindestens so heiß – und so vergänglich? – wie der neueste Klatsch um Iris Berben.
Auf visuelle Tricks setzt auch Friederike Feldmann. Für ihre Ausstellung in der Galerie Barbara Weiss hat sie eine Bilderserie produziert, bei der man Auslassung und Übermalung kaum unterscheiden kann. Der Hauptraum hingegen wurde leichter Hand mit ein wenig brauner Farbe in Beschlag genommen: Die Ecken und Ränder sind so geschickt bemalt worden, dass die Wände nicht mehr umgebende Flächen sind, sondern ganz und gar Bild. Man könnte auch abstrakter Impressionismus dazu sagen, denn Feldmann zeigt die zufällige Erscheinungsform von Malerei selbst auf, indem sie die Logik der Darstellung zum Gegenstand macht. Die dynamischen Verwischungen und der Gestus des Allover dienen zur Überprüfung: Was definiert ein Bild? Sieht man einen Raum flach, wenn er sich aus malerischen Flächen zusammensetzt? Das sind gute Fragen, um zu grübeln.