kunstraum: Im erweiterten Raum
Was dem Gallery Weekend das Sellerie Weekend ist, ist dem European Month of Photography Berlin der Monat der Fotografie-Off Berlin. Zum 6. Mal findet das den EMOP erweiternde Festival dieses Jahr an über 30 Ausstellungsorten statt. Im Schau Fenster steht dabei alles im Zeichen des Raumes. In der Gruppenausstellung „Invading Space“ widmen sich Karolina Maria Dudek, Erik Irmer, Ute Klein und Sonja Trabandt dem Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Den Erinnerungsraum Familie untersucht Karolina Maria Dudek als einen Raum der Abwesenheiten. Anonyme Figuren und Altersgruppen verschmelzen, Fotoarchive sind in Fragmenten präsent, nur um sich wieder zu entziehen. An den Wänden wachsen Bezüge, die vielleicht gar keine sind, jedenfalls nicht die, die wir uns traditionell erzählen.
Bei Ute Klein teilen sich Paare den Bildraum. Zwischen sich lassen sie dafür kaum einen Spalt. Sichtbar sind nur noch Teile der Körper wie Arme oder Haaransätze, die Kleidung, und doch will man in den Konstellationen Paare aus Frauen und Männern erkennen. In ihrer Serie „Triaden“ umarmen sich diese Menschen, ja mehr noch, sie sind ineinander verschlungen – wie es schon bei Kleins „Resonanzgeflechten“ der Fall war –, sie verknoten sich scheinbar und bilden mit Kleinkind auf dem Rücken oder dem Kind, das noch erwartet wird, einen engen Haufen, der sich dringend etwas lösen müsste, um Platz zum Atmen zu lassen.
Mit „Aliens“ betitelt Erik Irmer Pflanzen und Tiere, die den hiesigen Breitengraden nicht ursprünglich zugeordnet wurden, seien es der knallgrüne Halsbandsittich oder die ostchinesische Wollhandkrabbe. Den Topos der gebietsfremden Arten, Irmer recheriert ihn entlang des Klimawandels, von Handelsrouten und aufgeregter Zeitungsmeldungen.
Karolina Maria Dudek, Erik Irmer, Ute Klein, Sonja Trabandt: Invading Space. Schau Fenster, Lobeckstr. 30–35; Vernissage: Fr., 28. 3., 18-22 Uhr, Livemusik: Kitty & the Cat; Bis 19. 4., Fr. 17.–19 Uhr, Sa. + So. 12–18 Uhr; Finissage: Sa. 19.4., 18-22 Uhr, Livemusik: Kiki Manders
Sonja Trabandt schließlich untersucht, was passiert, wenn der Fotografie das widerfährt, was sie zeigt, und sie zugleich selbst in den Raum tritt. Für ihre Serie „Woo Me“ hat sie Feuer dabei aufgenommen, wie es Stoffbahnen in Flammen aufgehen lässt, mal sind die bunten Textilien noch zu sehen, mal steht das lodernde Element selbst im Zentrum der Aufnahmen. In einem zweiten Schritt flämmt sie die auf Plexiglas aufgezogenen Fotografien solange an, bis sich die Träger in sich zusammenziehen, an den Seiten auskragen und sich biegen, so dass sie sich zwischen Boden und Wand schmiegen und scheinbar dahinschmelzen. Noemi Molitor
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