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Archiv-Artikel

kultursenator wowereit Keine Zeit für die Mühen der Ebene

Jetzt sieht auch Klaus Wowereit ein, dass er sich zu viel vorgenommen hat: Nach der nächsten Wahl soll es wieder einen eigenen Kultursenator geben – derzeit erledigt Wowereit diese Aufgabe als Regierender Bürgermeister noch nebenbei.

KOMMENTAR VON SEBASTIAN HEISER

Als die Entscheidung fiel, war sie auch heftig umstritten. Schließlich kann ein Kultursenator ein eigenständiges Gewicht im Senat bilden und sich als Freigeist für seine Ziele einsetzen, während der Regierende Bürgermeister im Senat das Ganze im Blick haben muss. Andererseits kann es der Kultur auch nützen, wenn sie zur Chefsache wird – aber eben nur dann, wenn der Chef sich in der Realität auch darum kümmern kann.

Wowereits Problem als Kulturzuständiger im Senat war Folgendes: Er hat es zwar gut geschafft, sich um Prestigeprojekte zu kümmern, er hat sein Gewicht bei den Verhandlungen mit dem Finanzsenator über den Kulturetat in die Waagschale geworfen und auf den Gipfeln geglänzt, aber danach kommen die Mühen der Ebene. Die gehören eben auch dazu, und dafür kann ein Regierender Bürgermeister nicht auch noch Zeit und Kraft haben.

Gut, dass Wowereit nun zugibt, dass ein eigener Kultursenator mit einer eigenständigen Senatsverwaltung in Zukunft besser wäre. Irritierend nur, dass der Regierende Bürgermeister damit bis nach der nächsten Abgeordnetenhauswahl warten will – die ist erst im Herbst 2011.

Der Kulturbetrieb in der Stadt müsste also noch drei Jahre lang damit zurechtkommen, dass jemand für Kultur zuständig ist, der das auf lange Sicht gar nicht richtig findet. Wowereit sollte seinen Senat daher zügig umbauen – und jetzt einen eigenen Kultursenator bestellen.

porträt Seite 22