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kritisch gesehen: „bienen. ein naturschauspiel“ am theater bremenLehrreich, aber nicht ohne Poesie

Irgendwann in glänzendes Stepp-Schwarz verpuppt: das „Bienen“-Ensemble Foto: Jörg Landsberg

Wenn der Mensch über die Natur spricht, ist er oft ganz bei sich. Er versieht mit Zweckhaftigkeit, was sich eigentlich eher als Resultat von Zufällen ergibt, wenn man es wissenschaftlich betrachtet. So geht die Rede dann von Gleichgewichten und Systemen, von Überlebensinteressen, aber auch Emotionen, wenn schon nicht von einem Bewusstsein. Über die etwaige Beschaffenheit eines Geisteslebens von Tieren wissen wir Menschen bislang allerdings kaum etwas.

Wenn, zum Beispiel, die Königin des Bienenvolks in dem neuen Stück von Regisseur Felix Rothenhäusler und Dramaturgin Theresa Schlesinger in Aufregung gerät – ist das dann schlicht physischer Stress, Reiz und Reaktion? Oder hat die Königin ein echtes Bewusstsein ihrer eigenen Situation? Und wenn Bienen tanzen, tun sie das nur, um zu kommunizieren, wo sich Nahrungsquellen finden lassen? Wollen sie anderen Lebewesen vielleicht auch eine Freude bereiten oder gemeinsam in einen Trance-Zustand geraten?

Von dieser Rätselhaftigkeit, aber auch der immer wieder faszinierenden Komplexität dessen, was uns als Umwelt umgibt, berichtet implizit und ausdrücklich „Bienen. Ein Naturschauspiel“ am Bremer Theater. Über weite Strecken wie aus dem Lehrbuch, nicht jedoch ohne Poesie; lehrreich, ohne aber belehrend zu wirken.

Vom Frühlingserwachen bis zum Winterende spannt sich in gerade mal einer Stunde der dramaturgische Bogen, der in seinem geradezu sachlichen Duktus allerdings wenig dramatisch gerät. Das hingegen sehr reale Drama um die Bienen, vor allem deren Sterben, ist bekannt. Auf der Bühne nun entfaltet sich vielmehr ein Abend, der typisch für Felix Rothenhäusler ist: Formal streng und konzentriert wie immer entwickelt der Regisseur sein Thema. Shirin Eissa, Irene Kleinschmidt, Siegfried W. Maschek und Matthieu Svetchine aus dem Schauspielensemble sowie die Tän­ze­r*in­nen Alexandra Llorens und Andy Zondag bewegen sich durch den Raum, wie zufällig; zunächst in Unterwäsche, später in einer schwarz glänzenden Stepp-Verpuppung, die sich auch in den schwarzen Rosen spiegelt, die über Sitzreihen und eine runde Spielfläche in der Mitte des Raums verteilt sind. Die Musiker Jo Flüeler und Moritz Widrig an Cello und Tasteninstrumenten produzieren dazu dezent schimmernde Klangflächen, das Ensemble singt Choräle.

Das alles lässt dem Publikum Zeit und Raum, darüber zu meditieren, wie fragil die materielle Grundlage allen Lebens ist; auch des menschlichen. Andreas Schnell

Weitere Termine: Di, 25. 4.; 6, 16. + 23. 5., Theater Bremen, Kleines Haus

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