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Archiv-Artikel

konzentration am wohnungsmarkt Mieter zahlen drauf

Mieter müssen in diesen Tagen flexibel sein. Niemand weiß, wer morgen die Miete kassiert, die heute überwiesen wird. Besonders hart trifft es die Bewohner der ehemaligen Viterra-Wohnungen. Gab es schon zu Zeiten, als die Eon-Tochter die Immobilien verwaltete, jede Menge Ärger, stieg die Unsicherheit nach dem Verkauf an die Deutsche Annington weiter an. Die Ankündigung, es handele sich dabei um ein langfristiges Engagement, blieb eine Worthülse. Dabei hieß es noch vor zwei Jahren, der Mieterschutz bleibe unangetastet.

KOMMENTAR VON HOLGER PAULER

Dass diese Aussagen eine noch kürzere Halbwertszeit haben als die Rentenversprechen von CDU-Veteran Norbert Blüm, überrascht selbst die sensibelsten Mieterschützer. Die Ankündigung des Terra Firma-Chefs Guy Hands, der Verkauf der Tochter Deutschen Annington an den Konkurrenten Gagfah sei eine „Traumlösung“ für alle Beteiligten, klingt verdächtig. Bei der Konzentration wird es kaum bleiben. Auf der Agenda des demnächst wohl größten Wohnungsunternehmens Europas stehen zudem noch die Wohnungen der nordrhein-westfälischen Landesentwicklungsgesellschaft. Es droht ein Monopol auf dem Wohnungsmarkt in NRW. Die Landesregierung schaut nicht nur zu, sie fördert das Geschäft auch noch ausdrücklich – und gibt dabei ein Instrument zur Regulierung sozialer Missstände aus der Hand.

Dass ausgerechnet die börsennotierte Gagfah die soziale Karte spielen wird, darf bezweifelt werden. Dem Unternehmen geht es vor allem um die Rendite – und die wird nicht mit Rücksicht auf die Mieter erreicht. Das Hauptgeschäft wird weiterhin der Kauf und Verkauf bleiben. Langfristige Investitionen in die zum Teil maroden Wohnungsbestände bieten Risiken. Und wenn es zwischendurch um das schnelle Geld geht, sind Mieterhöhungen nach wie vor ein wirksames Mittel – vor allem, wenn der Kundschaft die Alternativen auf dem Wohnungsmarkt fehlen.