konferenz und industrie : Wegbleiben
RWE und RAG haben ein unglaubwürdiges Dementi abgegeben. Erst nach zwei Tagen widersprachen sie dem Spiegel. Da sei nichts dran, natürlich würden „Vertreter“ ihrer Häuser an der Julikonferenz fürs Nordruhrgebiet teilnehmen. Und nun schieben auch Industrie und Gewerkschaften halbherzig nach: Die Sorge bei der Emscher-Lippe-Konferenz am 19. Juli vor die parteipolitischen Karren gespannt zu werden, sei unbegründet. Es gehe doch um die Region. Auch das klingt kaum glaubwürdiger.
KOMMENTAR VON CHRISTOPH SCHURIAN
Denn von Beginn an war der Ruhr-Konferenztaumel von Wahltaktik überlagert. Als im sich deindustrialisierenden Gelsenkirchen fast wie einst bei Stahlkochern oder Bergleuten die Alarmglocken läutete, da begann auch das Geschacher. Gelsenkirchen CDU-OB Oliver Wittke preschte vor, wurde ausgebremst und seiner Tagung blieben die Politentscheider aus Berlin und Düsseldorf fern. Auch um vor der Emscher-Lippe-Version nicht ihr Pulver zu verschießen.
Doch das Pulver, und letztlich geht es um nichts als Geld und Investitionen, ist nass geworden. Vielleicht wird nicht einmal das Referenzkraftwerk kommen. Ohne Investitionsprogramme gemeinsam die Krise des Industriereviers zu beheulen, ist wenig sinnvoll. An Blaupausen für den Strukturwandel mangelt es dem Revier nicht, sie sind sogar Exportschlager geworden für den Aufbau Ost. Und so gesehen sollten sich RWE und RAG das schwache Dementi sparen und tatsächlich wegbleiben.