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Archiv-Artikel

kommentar Begründungsnotstand

Wenn das Kulturressort von Exmilitärs geleitet wird, ist es sinnvoll, sich mit den Begriffen Strategie und Taktik auseinanderzusetzen. Also ein Crash-Kurs: Strategie entwirft große, einheitliche Pläne im Hinblick auf ein Ziel. Die Taktik hat Carl von Clausewitz hingegen als operative Truppenführung im Gefecht beschrieben. Wenn beides versagt, bleibt nur noch das Taktieren, sprich: So zu tun, als wäre man nicht der Hühnerhaufen, der man ist.

Um ihre im Dezember verlautbarten Schließungsvorhaben zu rechtfertigen, scheint die Kulturbehörde zum Taktieren überzugehen. Das zumindest lassen dieEinzelbegründungen vermuten: Im Falle des Schnürschuh-Theaters gibt der Sprecher des Kultursenators an, die Entscheidung sei ästhetisch fundiert. Man treffe sie, obwohl die Jugendbühne in der Neustadt „wirtschaftlich sehr effizient“ arbeite. Fürs Kito hingegen ist die offizielle Sprachregelung diametral entgegengesetzt: Hier sei die Schließung „bilanztechnisch“ motiviert. Stutzig machen dabei allerdings die bilanztechnisch zweifelhaften Vergleichsgrößen: Als Argument für die Kito-Schließung wird auf die niedrigere Platz-Bezuschussung für die Volkshochschule verwiesen. Ebenso konsequent wäre die Forderung, die Kulturverwaltung dicht zu machen, weil die taz-Bremen kostengünstiger arbeitet. Es wäre beruhigend, das als Taktieren abtun zu können. Zu befürchten steht jedoch, dass sich dahinter eine strategische Entscheidung verbirgt – eine, die sich gegen Inhalte richtet. Benno Schirrmeister