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Eine weise Entscheidung
Über zwei Jahrzehnte wurden in Bremen Gymnasien geschlossen, um die Kinder aus bildungsnahen Schichten gegen den Elternwillen in die neuen „sozialdemokratischen“ Schulsysteme umzuleiten. Die Idee der „Basisschule“ für alle war die Fortsetzung dieser Politik.
In den Koalitionsverhandlungen hat die „Basisschule“ nun keine besondere Rolle gespielt. Wenn der Elternwunsch wesentlich sein soll und das Gymnasium ab der 5. Klasse einen Weg zum Abitur nach 12 Schuljahren bietet, dann dürfen die leistungsstarken Kinder sich nach der 4. Klasse gegen das sozialdemokratische Modell entscheiden – egal ob das dann „Orientierungsstufe“ oder „Basisschule“ heißt. Die Integrierten Gesamtschulen oder Schulzentren geraten unter Konkurrenzdruck: Wenn sie genügend Schüler für ihre gymnasialen Angebote bekommen wollen, müssen sie die Eltern von ihrer Leistungsfähigkeit überzeugen. In Bremen ist das in den letzten Jahrzehnten nur selten gelungen. Im Zusammenhang mit einer Verkürzung der Schulzeit zum Abitur wird es noch schwieriger sein. Der Koalitionsbeschluss bedeutet also den Abschied von der Illusion, man könnte allen Begabungen in einer Lerngruppe gerecht werden. Eine weise Entscheidung.
Ein zweites Thema hat der Koalitionsausschuss vertagt. Aufgrund der fatalen Zuordnung der Kindertagesstätten zum Sozialbereich ist die frühzeitige Förderung in Bremen stiefmütterlich behandelt worden. Kitas müssen mit den Grundschulen verzahnt werden. Der Koalitionsausschuss muss den Mut haben, den Kita-Bereich dem Bildungssenator zu überantworten. Klaus Wolschner