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Ganz aus dem Adelshäuschen Archiv-Artikel
Europas ältestes Adelsgeschlecht verhökert sein Tafelsilber. Geht es den Welfen denn so schlecht?
Bei Sotheby’s sind sie ganz aus dem Häuschen. Mehr als zwölf Millionen Euro hat die Versteigerung königlicher Schätze aus dem Welfenhaus bisher eingebracht. Unter den Hammer kommen Gemälde alter Meister, antike Waffen und andere Kostbarkeiten – der Krempel eben, der sich im Laufe der Zeit bei Adels unterm Sofa so ansammelt.
Der Lauf der Zeit umspannt beim Geschlecht der Welfen immerhin bald dreizehn Jahrhunderte. Und wenn der „Prügelprinz“ Ernst August die Tugenden seiner Vorväter geerbt hat, dann lässt das den Enthusiasmus ahnen, mit dem die Welfen ihre Reichtümer zusammenräuberten. Eine Gloria von Thurn und Taxis, die den großen Kehraus schon hinter sich hat, erscheint dagegen als nicht gesellschaftsfähige Hartz-IV-Empfängerin.
Die Gesellschaft übrigens wird – Erbschaftsteuer hin oder her – von dem Erlös aus der Auktion nicht profitieren, so astronomisch der auch sein mag. Denn das „veräußerte Privatvermögen“ ist, wie ein Sprecher des niedersächsischen Finanzministeriums erklärte – steuerfrei!
Was machen die Welfen mit dem vielen Geld? Sie lassen es in eine Stiftung fließen. Stiftung klingt gut, nach Begabten- oder Behindertenförderung. Tatsächlich kümmert sich die Familienstiftung aufopferungsvoll um den Erhalt der deutschen Besitztümer des Adelshauses. FRA