kommentar zu stolpersteinen für generäle: Generäle sind Seismografen

Die Debatte um den Sponeck-Stein verweist auf wichtige gesellschaftliche Entwicklungsprozesse. Trotzdem wäre er besser nie verlegt worden

Bild: Archiv

Die Debatte um Sponeck weist weit über Bremen hinaus. Nicht nur, weil der General auch andernorts geehrt wird. Sondern vor allem, weil die historisch-moralische Einordnung partiell widerständiger Wehrmachts-Generäle dringend einer neuen Justierung bedarf.

Auch Stauffenberg hat einen Stolperstein (ganz abgesehen von Straßen, Schulen Zapfenstreichen), auch Stauffenberg war, wie die große Mehrheit der Gruppe des 20. Juli, an Kriegsverbrechen beteiligt. Sponeck wurde nach dem Scheitern der Verschwörung erschossen, obwohl er ihr nicht angehörte – seine Entwicklung vom Täter zum Opfer entspricht jedoch exakt der Ambivalenz dieser Gruppe.

Der zunehmend kritische – also realistische – Blick auf den 20. Juli markiert eine substanzielle Entwicklung innerhalb der BRD. Zu deren Anfangszeit war es noch ungeheuer schwierig, den Widerstand der „Vaterlandsverräter“ überhaupt zu würdigen. Dass eine breit verankerte Kritik nun aus einem komplett anderen Blickwinkel erfolgen kann, ist tatsächlich so etwas wie eine gesellschaftliche Erfolgsgeschichte. Nur in den Staatsakten ist sie noch nicht angekommen.

Der Sponeck-Stein unterstützt also eine notwendige Debatte. Dass man ihn überhaupt verlegt hat – und nun den Angehörigen die Ausgrabung hätte zumuten müssen – steht allerdings auf einem anderen Blatt.

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2001 bis 2016 Kulturredakteur der taz mit Sitz in Bremen

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