kommentar: wutbürger-triumph : Die Angst der Sozis vor dem Wähler
Schuld hat natürlich – der Wähler. Einen „Imageschaden“ für Bremen sieht SPD-Fraktions-Chef Carsten Sieling im Einzug von Wutbürger Jan Timke in die Bürgerschaft. Was er übersieht: den eigenen Anteil am Debakel.
Kommentar von BENNO SCHIRRMEISTER
Denn, dass Timke in die Bürgerschaft einzieht, war wohl unvermeidlich. Aber dass es für ihn Triumphzug statt Zitterpartie geworden ist – daran haben andere Kräfte mitgewirkt. Etwa die SPD.
Denn für sie ging es ja um ein Mandat. Sie hat aber nicht einmal versucht, dem wirren Populismus der BIW Paroli zu bieten. Was leicht gewesen wäre, denn deren Programm ist nicht, wie Sieling sagt, „erschreckend“ – sondern nur erschreckend konfus. Aber um das zu zeigen, hätte man schon politisch argumentieren müssen, statt im Vorgriff auf ein noch ausstehendes Urteil zu denunzieren. Und dafür hätte man die WählerInnen kontaktieren müssen – die ja nachher wieder schuld sind. Die SPD aber wollte bloß nicht nerven.
Wenn die SPD überzeugt ist, dass alles, was sie sachlich anzubieten hat, nur nervt, wenn sie deshalb alle Bemühungen der Politikvermittlung einstellt – dann hat sie sich innerlich von der Demokratie verabschiedet. Und dann steht sie mit 157 Stimmen von Gewohnheitswählern noch immer viel zu gut da.
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