kommentar: wohlfahrtsverbände und hartz : Mund halten und profitieren
Die Wohlfahrtsverbände haben viel Kreide gefressen: Während Caritas, AWO und Co. anfang des Jahres viel stärker vor den sozialen Folgen der Einführung des neuen Arbeitslosengeldes gewarnt haben, wollen sie jetzt vor allem die Stärken der neuen Arbeitsmarktpolitik sehen. Auch der Verweis darauf, dass man mit anderen Aspekten von Hartz-IV nicht zufrieden sei, kann über eines nicht hinwegtäuschen: Die Wohlfahrtsverbände sind die großen Profiteure des Arbeitszwangs für zukünftige ALG II-Empfänger. Zusätzlich zur Unterstützung vom Staat bekommen sie jetzt noch tausende von billigen Arbeitskräften geliefert. Und sie sehen sich dabei noch als Wohltäter: Schließlich bekämen die Arbeiter ja die ein bis zwei Euro Stundenlohn zu den 345 monatlich noch dazu. Außerdem sei die Arbeitsgelegenheit auch dafür da, Menschen wieder an die Arbeit zu gewöhnen, ihnen den Tag zu strukturieren.
Ob die Wohlfahrtsverbände auf Landesebene wirklich selbst glauben, was sie sagen, ist fraglich. Von dem einen oder anderen Vertreter kommt leise Kritik, dass die riesige Zahl an Arbeitslosen auch nach der so genannten Qualifizierung nicht übernommen werden könne. Dass es sich doch vielleicht um eine Maßnahme handele, die künstlich die Arbeitslosenzahl niedrig halte. Doch allzu sehr will niemand den Hartz-IV-Optimisten in Berlin widersprechen. Die AWO-Bezirksverbände Westfalen-Lippe und Mittelrhein wollten sich vorsichtshalber überhaupt nicht äußern und verwiesen auf ihren Bundesverband.
NATALIE WIESMANN