kommentar von Radek Krolczyk: Luxus der Entschleunigung
Die schwarz-weißen Fotos an der Wand bilden eine Traube. Man sieht einen älteren Mann, er wirkt wie ein Pantomime, so stark sind Gesten und Mimik. Aufgestützt auf seinen rechten Ellenbogen sieht man ihn an einem Tisch sitzen. Dann wieder steht er in einer riesigen Halle, gibt Anweisungen, gestikulierend. Schließlich sieht man, wie mehrere Leute lange Stahlträger mit Seilzügen aufrichten.
Die Fotos sind derzeit im Studienzentrum für Künstlerpublikationen in der Weserburg zu sehen. Sie sind Teil einer Ausstellung, die sich den Künstlerbüchern von Manfred Förster widmet. Seit etwa 40 Jahren beobachtet er Künstler mit dem Foto bei ihrer Arbeit. 2005 begann Förster, sein Material zu Büchern zusammenzufügen. Von den meisten dieser Bücher gibt es nicht mehr als zehn Exemplare. Die Herstellung ist aufwendig und kostspielig. Für InteressentInnen sind sie nur schwer zu bekommen.
Es sind Künstler wie der oben erwähnte Grieche Jannis Kounellis, die ihn faszinieren. Kounellis gilt als einer der Begründer der Art Povera, einer Bewegung der 70er Jahre, bei der Abfälle oder Dinge aus der Natur zu oftmals großen Installationen verarbeitet werden. Andere von Förster porträtierte Künstler sind Gereon Krebber, Heinrich Küpper, Norbert Prangenberg und Thomas Rentmeister. Letzterer wird gerade in der Städtischen Galerie Delmenhorst gezeigt.
Förster selbst ist kein Künstler. Trotzdem sind seine Arbeiten nun im Museum zu sehen. Bis zu seiner Pensionierung war er Kameramann beim WDR. Das Besondere an Försters Fotobüchern ist der Luxus der Langzeitbeobachtung. Durch die häufigen Besuche in den Ateliers werden ihm die Künstler mit der Zeit sehr vertraut – was sich in den intensiven Fotografien widerspiegelt. Zudem begleitet der Fotograf die Entstehung aufwendiger Arbeiten oder die Aufbauten von Ausstellungen sehr genau. Einem von Zeitdruck getriebenen Pressefotografen kann das nicht gelingen.
Bis 17. Januar, Weserburg
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