kirche wird synagoge : Ein Stück Gerechtigkeit
Gut, dass so etwas in Deutschland endlich geht: In Hannover wird eine evangelische Kirche zur Synagoge. Natürlich bleibt bei der eingesessenen evangelischen Bevölkerung ein gewisser Schmerz über den Verlust. Aber letztlich vollzieht man in Hannover-Leinhausen nur nach, was längst Realität ist: Christen werden in Deutschland weniger, Juden werden mehr.
KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE
Das Murren über die weiteren Wege, über die erschwerte ökumenische Zusammenarbeit – das kann man getrost als Rückzugsgefechte abtun: Die Menschen sind heute mobiler als vor vierzig Jahren und wer interreligiösen Dialog wirklich ernst meint, könnte den auch ruhig mal mit Juden probieren.
Man muss allerdings genau auf antisemitische Untertöne lauschen, wenn Vorbehalte über die öffentlichen Mittel für Sanierung und Umbau laut werden, die die bisherige Gemeinde in der Tat nicht – zusätzlich zur Kirchensteuer – bekommen hätte: Missgunst ist hier deutlich fehl am Platz. Die Zuschüsse sind als ein Stück Gerechtigkeit zu verstehen, das den Opfern des Nazi-Terrors zusteht.
Geradezu obszön ist es, wenn Anwohner potenzielle Nazi-Angriffe auf ihre Reihenhaus-Gemütlichkeit zu Bedenken gegen die neuen Nachbarn ummünzen: Das hieße einmal mehr, die Opfer verantwortlich zu machen, wo man zu feige ist, den Tätern entgegen zu treten.