kellers randspur: SONNTAG
Tüftler
„Der Überflieger“
Im Mittelalter nimmt Mönch Elmer bei einem Flugversuch nachhaltigen Schaden und landet auf Umwegen im 20. Jahrhundert – als kleiner Mann im Ohr des kaum minder spleenigen Erfinders Jack. Der werkelt an einem Paar Sprungsandalen, für das auch schon Kaufinteressenten aus Hongkong bereitstehen. Die Vorführung aber misslingt, so dass sich Jack doppelt unter Druck gesetzt sieht: Sein Chef möchte funktionstüchtige Sandalen, und Elmer muss vor dem Abstieg in die Hölle bewahrt werden. Fraglos ein wildes Garn, das hier gesponnen wird. Dahinter steckt als Koautor und -regisseur Peter „Braindead“ Jackson, der seine Vorliebe für Splatter nicht ganz zu unterdrücken vermochte.
(20.15 Uhr, Vox)
Nachfolger
„Simon Templar – Ein Gentleman mit Heiligenschein“
Roger Moore hat gerade in der vergangenen Woche bei Sat.1 seinen Dienst als „Simon Templar“ beendet, da ersteht The Saint auch schon neu in Gestalt Ian Ogilvys, der in der 78er Neuauflage des Serienklassikers Moores Nachfolge antrat.
(20.15 Uhr, tm 3)
Tagelöhner
„Der Mann mit dem Koffer“
Lange nicht auf dem Schirm war diese britische Detektivserie aus den Endsechzigern, der von hartgesottenen Fans Kultstatus zugebilligt wird. Richard Bradford verkörpert den vormaligen US-Agenten McGill, der einer Intrige zum Opfer fiel und sich nun für 500 Dollar pro Tag in Europa für Detektiv- und andere Dienste verdingt, immer darum bemüht, Beweise für seine Unschuld aufzutreiben. Diese Serie rechnet zu den ersten, die in Deutschland mit einer ironisch gefärbten Synchronisation versehen wurden. Unter den Episodenregisseuren findet sich die erste Garde der Produktionsfirma ITV, darunter Charles Crichton, Freddie Francis und John Glen. (21.15 Uhr, tm 3)
Bürgerschrecks
„Rheinland-Pfalz Open Air“
Das ZDF lässt nicht nach dabei, sich wuchtig an die Jugend ranzuschmeißen und präsentiert, so wird betont, „in Zusammenarbeit mit dem Kooperationspartner VIVA“, doch immerhin sage und schreibe 30 Minuten aus einem mehrstündigen, von sechs Bands bestrittenen Festivalprogramm. Die auftretenden Künstler, u. a. Sabrina Setlur, Echt und Helmut-Kohl-Fan Xavier Naidoo, werden in Mainz, im Unterschied zu Operettenbuffos und Volksmusikanten, aber vorerst noch in Anführungsstrichen geschrieben.
(23.50 Uhr, ZDF)
Dunkelmänner
„Nachts in Union City“
Der Krimiautor Cornell Woolrich war in den Blütejahren des Film noir in Hollywood sehr gefragt. Auch Hitchcocks „Das Fenster zum Hof“ basiert auf einem seiner Romane. 1980 versuchte sich der Independent-Regisseur Mark Reichert mit einer Woolrich-Adaption an einer Hommage an die 40er und gewann Blondie-Blickfang Debbie Harry und Kollegin Pat Benatar als Darstellerinnen. Harry debütiert in der Rolle einer gelangweilten Hausfrau, deren Ehemann im Zorn einen Mord begeht und die Leiche in einem unbewohnten Apartment versteckt. Fortan wittert er, der ohnehin Neurotische, überall Mitwisser und hat damit unter Umständen sogar Recht . . . (0.25 Uhr, ZDF)
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