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kellers randspurSamstag

Sagenhaft

„Die Nibelungen: Siegfried von Xanten“ (1)

Den italienischen Van- und Sandalenfilmern nacheifernd, griffen Produzent Artur Brauner und Regisseur Harald Reinl 1966 auf deutsches Sagengut zurück und buchten den stabil gebauten sowie olympisch bewährten Hammerwerfer Uwe Beyer für die Rolle des Siegfried. Der erlebt, verteilt auf zwei abendfüllende Spielfilme, die bekannten Abenteuer, wobei Karin Dor die rüstige Brunhild mimte und Siegfried Wischnewski den grimmigen Hagen von Tronje. Und leis weht die Erinnerung aus dem Dunkel der vergangenen Jahrzehnte, dass Darsteller wie Rolle vage an Herbert Wehner gemahnten … (13.50 Uhr, ZDF)

Tierreich

„Top Dog“

Dem deutsch-italienischen Schmalzpfropfen „Bel Ami“ der ARD (20.15 Uhr) begegnet Pro 7 mit einem kläffenden Bell-Ami namens Einstein, der zwar zur Gattung der Kaniden zählt, aber dennoch sympathisch wirkt, weil er nämlich Chuck Norris so gar nicht leiden kann. Der gelenkige Karatemann mit den unbeweglichen Gesichtszügen ging 1995 das Risiko ein, gegen Kind und Hund anzuspielen, da alternde Actionstars meist darauf bedacht sind, das Familienpublikum zu erobern. Derweil heult bei RTL 2 der „Silver Wolf“. Ein 16-Jähriger Aussteiger findet das verletzte Tier und hilft ihm wieder auf seine vier Beine. In anderen Gehegen des Fernsehzoos erblicken wir einen „Fisch namens Wanda“ (23.45 Uhr, ARD) und Bruce Lee als „Der reißende Puma“ (2.55 Uhr, RTL 2). (20.15 Uhr, Pro 7)

Verderblich

„Blackjack – Der Bodyguard“

Weil die eigene Produktionsfirma am Laufen gehalten werden muss, inszenierte John Woo zwischen „Face/Off“ und “Mission Impossible II“ beinahe unbemerkt noch schnell einen kleinen Radaufilm mit dem kantigen Schlagetot Dolph Lundgren in der Rolle eines Leibwächters. Damit betraut, ein Fotomodell vor den Nachstellungen eines wirrköpfigen Übeltäters zu schützen, gerät er in die erwartbaren Kalamitäten. Wobei insofern für ein wenig Spannung gesorgt wird, als der Held wegen eines explosionsbedingten Augenleidens beinahe berufsunfähig ist und Hongkongs Filmemacher nicht davor zurückschrecken, auch dem Publikum lieb gewordene Figuren mitleidlos dem Verderben anheim zu geben. Es empfiehlt sich, bei der Empathievergabe Maß walten zu lassen. (22.10 Uhr, Pro 7)

Geheuchelt

„Kopfjagd – Preis der Angst“

1958 skizzierte Robert Sheckley in seiner Kurzgeschichte „The Price of Peril“ eine Fernsehshow der Zukunft um eine tödliche Hetzjagd auf einen freiwilligen Kandidaten. 1970 adaptierte Wolfgang Menge den Stoff für ein deutsches Fernsehspiel, das nach einmaliger Ausstrahlung aus Urheberrechtsgründen weggeschlossen werden musste. Bleibt immer noch die Ausstrahlung der französischen Version mit Michel Piccoli in der Rolle des öligen Moderators. In öffentlich-rechtlichem Umfeld kann dergleichen selbstredend nicht ohne Ellenbogenhiebe stattfinden, und so schreibt das ZDF in sein Programmheft: „Reality-TV ist längst auf dem Vormarsch. Sendungen, die live in aller Ausführlichkeit Unfälle präsentieren, sind keine Seltenheit mehr.“ (0.05 Uhr, ZDF)

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