kellers randspur: Sonntag
Fremdenverkehr
„Amanda und der Außerirdische“
Ob Onkel vom Mars, E.T. oder Alf – Außerirdischen wird der Aufenthalt auf Erden meistens sauer. Dabei handelt es sich bei den Genannten noch um vergleichsweise manierliche Gesellen. Anders der den üblichen Regierungsstellen entwichene Wechelbalg, der unterwegs an die Boutiquenschnepfe Nicole Eggert gerät und zumindest anfangs auch mal gegen die guten Sitten verstößt, wenn er leckere Erdlinge verputzt und Appetit auf Katzen äußert. Damit nimmt sich die Burleske ein klein wenig mehr heraus als die Filme, auf die hier in parodistischer Absicht, aber knarrender Ausführung abgehoben wird.
(16.05 Uhr, Pro7)
Vergangenheit
„Pop 2000“
Lange vor RTL, das bekanntlich niederländischen Vorbildern nacheiferte – auch die 70er wurden dort schon wiederbelebt –, stocherten die Autoren der musikgeschichtlichen Reihe „Pop 2000“ im überflüssigsten aller Jahrzehnte: den 80ern. Wer’s braucht, kann sich heute nochmals an einem Aufritt schriller Scham- und Geschmacksverletzer delektieren, wenn unter dem Motto „Gib Gas, ich will Spaß“ die Jahre zwischen 1982 und 1985 aufgearbeitet und hoffentlich ein für alle Mal abgearbeitet werden.
(16.30 Uhr, 3sat)
Abwege
„Der Psychopath“
Jetzt mal endgültig weg mit dem alten Image, mag sich Burt Reynolds gedacht haben, alles muss raus. Drum lauert er also mit düsterem Vorsatz als Tankwart am Wegesrand und mit ihm Angie Dickinson, die seit langer Zeit wahnhaft auf die Rückkehr ihrer Schwester und deren Tochter hofft. Weil gehörig verdreht, akzeptiert sie ersatzweise auch die erst in die Irre, dann in die Falle gegangene Mia Sara. Deshalb findet sich die vorm allzu geschäftstüchtigen eigenen Ehemann geflohene junge Frau hinter verschlossenen Türen wieder. Angie zeigt sich Grauen erregend freundlich, und Burt brummelt wirres Zeug. (22.30 Uhr, Vox)
Konsequenzen
„Die Kunst der Erpressung“
Satire kann schmerzhaft sein, auch für den Ausübenden – der Autor und Regisseur Juzo Itami erfuhr es am eigenen Leibe, als er sich in „Die Kunst der Erpressung“ die japanische Yakuza vorknöpfte, daraufhin von drei Emissären angegriffen und durch Messerstiche schwer verletzt wurde. Der WDR zeigt zusätzlich Itamis Tragikomödie „Tanz am Abgrund“ (2.15 Uhr) über einen todgeweihten Filmregisseur. „Der Tod kann zum wundervollen Finale werden“, vertrat Itami, eine Erfahrung, die ihm selbst versagt blieb – mit der rigorosen Konsequenz des Morgenländlers wählte er den Freitod, nachdem ihm in der Presse wahrheitswidrig eine außereheliche Affäre nachgesagt worden war.
(0.30 Uhr, WDR)
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