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Archiv-Artikel

kein kommentar! „Everything is gonna be alright“

Von STG

Na bitte, es gibt sie noch, die schönen Momente in dieser unklar-ratlosen Berliner Republik: Kaum haben sich die medialen Verkünder von demoskopischem Kater (40 plus) wie polterndem Medienkanzler erholt, umstreichelt sie zum Trost die karibische Brise. Schwarz-Gelb-Grün verheißt Bacardi-Feeling, die „Schwampel“ ist schon wieder von vorgestern. Jamaika-Koalition klingt doch viel besser.

Im „RTL-Nachtjournal“ wackelten also Westerwelle, Merkel und Fischer schon am späten Montagabend mit Rasta-Locken über die Mattscheibe, auch Bild und der in Berlin erscheinende Kurier bastelten für ihre gestrigen Ausgaben lustige Dreadlock-Fotomontagen, wobei sich der Kurier sogar in Polit-Analyse versuchte: Er verzichtete auf Joschka Fischer und setzte für die Grünen Renate Künast ins Bild.

Im Online-Wahlsonderheft des Medienblattes ViSdP (www.visdp.de/special) wird derweil schon der Frage nachgegangen, wer den griffigen Slogan von der Jamaika-Koalition eigentlich erfunden hat: WDR-Chefredakteur und ARD-Hochrechnungsverleser Jörg Schönenborn (anstaltseigenes Flaggenbuch) oder doch der Journalisten und ViSdP-Gründer Hajo Schumacher höchstpersönlich (N 24-„Klartext“, 8. August, 8.45 Uhr)?

Was bei solch wichtigen Fragen und Tüten-Witzchen dabei ein bisschen aus dem Blick gerät, ist dummerweise der Umstand, dass hier der nächste große Polit-Spin am Werk ist. Und das unter konstruktiver Mithilfe der schon in Sachen Kanzlerin Merkel einschlägig Vorbelasteten: „Kult-Koalition Jamaika. Geht das?“, fragt Springers B.Z., „Jamaika-Ampel: FDP und Grüne wollen sich teuer verkaufen“, titelt Spiegel-Online. Und im Jamaika-Koalition-Fan-Blatt FAZ macht sich Frank Schirrmacher über die „bekannten Verhaltensauffälligkeiten“ des Kanzlers bei der Elefantenrunde Luft: „Eine fassungslose Nation spürte zum ersten Mal, wie es sein könnte, wenn einer kurzerhand die demokratischen Regeln außer Kraft setzen will. Wir kannten das aus der Literatur, vorzugsweise aus der südamerikanischen, wo immer irgendein General, der jedes Spielchen, aber niemals die Wirklichkeit gewann, irgendwann, berauscht von seiner eigenen Größe, vor aller Augen die Contenance verliert.“ STG