kampf ums kraftwerk : Im Kartell ist nichts zu peinlich
Was war da los? Ist der Marketingchef von Eon im Urlaub, wurde der Werbeetat des Energiekonzerns plötzlich radikal gekürzt oder war es den Zuständigen einfach egal? Dass Eon dauerempörte UmweltschützerInnen vom Gelände ihres zukünftigen Kraftwerks fernhalten möchte, ist aus Sicht eines Atomriesen noch nachvollziehbar. Aber wenn die geheuerten Sicherheitsleute in Prügelmanier nicht nur gegen Ökobewegte, sondern auch gegen radelnde PassantInnen vorgehen, müsste es den Konzernchefs eigentlich das Blut ins Gesicht treiben. Tut es aber nicht. Eon hat so wenig Konkurrenz am Strommarkt, dass es bei solchen „Vorfällen“ nicht darum fürchten muss, dass plötzlich tausende empörte KundInnen abspringen. Nach einem „Briefing“ dürfen die handgreiflichen Wachleute also weiter das Baugelände bewachen. Bravo!
KOMMENTAR VON MORITZ SCHRÖDER
Das ist ein Armutszeugnis für den Konzern, der bisher zwanghaft versucht, seine miese Umweltbilanz schön zu reden. „Die Maßnahmen zur Minderung der CO2-Emissionen werden engagiert fortgesetzt“, verspricht Eon. Dass die neue 1.100 Megawatt-Anlage in Datteln nach Schätzungen jährlich 8,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Luft blasen wird, verschweigen die ImagestrategInnen. Es gibt wohl kaum eine bessere Einladung für wütende UmweltschützerInnen zu einer Geländevisite. Dass Eon noch nicht mal so kritikfähig ist, sich mit denen vernünftig auseinanderzusetzen, ist bezeichnend. So lange der Gewinn stimmt, ist doch alles im grünen Bereich, denken sich die ManagerInnen.
Auf kurze Sicht mag das stimmen, langfristig kann der Konzern aber nicht mit durchschaubaren Kampagnen wie Sponsoring von Sportevents sein Image aufpolieren. Nötig hat er das erst, wenn der Strommarkt, beherrscht von Riesen wie Eon und RWE, endlich mit echter Konkurrenz aufgemischt wird. Dann könnte es sich Eon nicht mehr leisten, seine Kundschaft einfach auflaufen zu lassen. Die Marktmacht der Stromriesen muss endlich zerschlagen werden.