kahê : Er isst wieder
Zum Inventar von Borussia Mönchengladbach zählt unter anderem eine Waage. Aber das ist nicht einfach eine Waage, auf die sich die Fußballprofis vom Niederrhein einmal am Tag stellen müssen und die ihnen dann ihr Gewicht anzeigt, das gute Stück kann noch viel mehr. Zum Beispiel „den Wasserhaushalt der Spieler und den Fettanteil in ihren Körpern messen“, wie Cheftrainer Jupp Heynckes am Freitag stolz erzählte. Und weil sein kürzlich noch etwas zu moppeliger Angreifer Kahê beim 1:0 gegen Dortmund zuvor das Siegtor geschossen hatte, bekam die Geschichte von der vielseitigen Waage aus Gladbach geradezu mirakulöse Züge.
Schon beim letzten Heimspiel gegen Bielefeld war dem langen Brasilianer der entscheidende Treffer zum 1:0 gelungen. Das steigert natürlich die Freude der Gladbacher an dem Mann, der vor einem Jahr zur Borussia stieß und bereits in der Rubrik Fehleinkauf abgelegt worden war. Aber siehe da: „Er hat zuletzt viele Dinge geändert“, betont Heynckes. Zum Beispiel seine Leibesfülle. Kahê nahm sechs Kilo in sechs Wochen ab. Der 24-Jährige hatte es eilig nach seiner enttäuschenden Startrunde in Gladbach. Nur zwei jämmerliche Tore glückten ihm im Vorjahr bei 27 Einsätzen, nun sind es nach fünf Spielen und vier Einsätzen bereits doppelt so viele. „Er ist ein Typ, der sich nie hängen lässt“, lobt etwa Nationalverteidiger Marcell Jansen.
Auch Jupp Heynckes schätzt vor allem die vorbildliche Berufseinstellung von Kahê. „Er ist ein Spieler, der besser werden will, der zuhört, wenn man ihm etwas sagt“, stellt der Fußballlehrer immer wieder erfreut fest. Dabei hat der Trainer offensichtlich einen guten Einblick ins Leben seiner Spieler jenseits des Borussia-Parks hat. „Aus Kahês Umfeld höre ich, dass er ein ganz anderer Mensch geworden ist“, konnte Gladbachs Chefcoach also berichten. Was womöglich auch daran liegt, dass der einstige Radikaldiätler Kahê bei den Mahlzeiten wieder zu einem gesunden Fußballermaß zurückgefunden hat. „Er isst“, erzählt Jupp Heynckes, „zwar noch keinen Bienenstich, aber eine Portion Spagetti darf es jetzt schon häufiger mal sein.“ ANDREAS MORBACH