: kachelwettbewerb: das böse ist unter uns
Weiter geht es im Sommerreigen der Scheußlichkeiten. Die Geißel der Menschheit lässt uns nicht los, ihr eisiger Griff umklammert unsere Kehle, wir bekommen kaum mehr Luft, aaarrgghh . . . Denn das Böse schlechthin, die Badezimmerkachel, hat sich inzwischen einen besonders perfiden Plan ausgedacht: Sie behauptet schlichtweg, ihr Design wäre zeitlos, ja modern. Für diese Botschaft hat sie sich einen besonderen Büttel gesucht: den Vermieter. Ein Geschöpf mit grauenhaften Instinkten und nur einer schlimmen Absicht: den fliesengeplagten Menschen die gemeine Badezimmerkachel schönzureden. Wie auch die bedauernswerte Leserin Marianne Bogel aus Norsingen zu berichten weiß: Die Bewohner „eines ganzen Hauses (sieben Parteien), jung, unerschrocken, treten morgens gegen die Mauern der hier abgelichteten Scheußlichkeit. Wir warten nun schon seit Jahren darauf, dass jemand durchdreht und wir den Vermieter unter Druck setzen können, dieses Grauen zu entfernen – aber er tröstet uns mit den Worten: ‚Es wird bestimmt wieder modern!‘ “. Moderne Kachelzeiten! Wut und Trauer über diesen Menschen verachtenden Vermieter erfüllen seit der Lektüre dieses herzzerreißenden Schreibens die Seelen der mitleidenden Wahrheit. Ob allerdings das Foto zum Schluss den Preis für die böseste Kachel gewinnt, ist noch fraglich. Eins allerdings ist gewiss: Das Böse ist unter uns.
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