kabinenpredigt : Sarah BSC
Hertha ist zu gut für Berlin, und das ist schlecht für Hertha. Was ich mir für die Mannschaft zum Saisonende wünsche, ist ein Tabellenplatz zwischen 6 und 8. Auch ein 9. Platz wäre noch in meinem Sinne. Jetzt wird sich der ein oder andere denken, die spinnt doch, die Sarah. Ist doch super, wenn Hertha mal wieder mitmischen darf beim Uefa-Cup. Nee, ist gar nicht super.
Hertha hat nämlich ein wirklich großes Problem – und zwar die fehlende Unterstützung und das Wohlwollen der Berliner Bevölkerung. Das spricht einerseits für die Berliner, denn es ist doch viel lässiger, nicht so furchtbar fanatisch hinter seiner Fußballmannschaft zu stehen, wie zum Beispiel die Dortmunder oder Gelsenkirchener. Jedoch ein bisschen mehr Liebe könnte Hertha schon gut gebrauchen.
Wie aber bekommt man die? Wie spielt man sich in die Herzen der Stadt? Sicher nicht, indem man versucht, viel besser zu sein als der Rest von Berlin. Es muss schon passen, damit man sich identifizieren kann. Und ist der Berliner etwa ganz vorne? Spielt die Stadt auch nur in irgendeinem Bereich in der internationalen Liga? Nicht das ich wüsste. Hertha sollte es mehr wie die BVG machen: Immer schön im Gespräch bleiben, dabei solch sinnfreie Erfindungen herausposaunen wie zum Beispiel die Metrolinien, aber insgesamt mittelklassig bleiben wie eh und je. Nicht zu weit abheben vom Rest der Bevölkerung, so gewinnt man die Seele der Berliner. Sich schon anstrengen, aber dabei eben nicht übertreiben, mehr so sein, wie der Berliner, wenn der versucht, mal ganz freundlich zu sein. Das klappt ja auch nicht wirklich, aber genau das macht uns so sympathisch. Ganz an der Spitze mitmischen, nö, det hat Berlin doch jarnich nötig, wa!
Und wenn Hertha diese Haltung übernimmt, dann klappt das auch besser mit der Unterstützung der Bewohner. Dann ist Hertha irgendwann tatsächlich die Mannschaft von Berlin und nicht mehr so ein ungeliebtes Anhängsel. Davon bin ich fest überzeugt.
Einer hat es, glaube ich, schon kapiert, unser Fredi Bobic. Denn niemand kann so schön engagiert wie er den Ball einfach nicht ins Tor schießen. Da ist Bobic schon ganz wie Berlin. Großartig!
SARAH SCHMIDT