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Archiv-Artikel

kabinenpredigt Endspieljubel

Es sieht einfach nicht gut aus, das Olympiastadion, wenn nur 10.000 Zuschauer da sind. Und dennoch singt der Deutschen Fußballbund Jahr für Jahr aufs Neue das Hohelied auf die tolle Atmosphäre beim Endspiel um den DFB-Pokal der Frauen. Das findet quasi als Vorspiel zum Männerfinale statt. Und weil die meisten der Karten an Anhänger der großen Clubs aus der großen Fußballbundesliga der ruhmreichen deutschen Fußballmänner verkauft werden, ist das Stadion so gut wie leer, wenn die Frauen anfangen zu spielen.

Siegfried Dietrich, der Manager des im Finale mit 2:0 unterlegenen Dauerfinalisten 1. FFC Frankfurt, hat die Vorspielatmosphäre im Olympiastadion schon oft erleben müssen – und schon des Öfteren kritisiert. Diesmal war er begeistert. In der Tat schlugen sich die Fans des Herrenfinalisten Eintracht Frankfurt, die schon zu früher Stunde im Stadion waren, auf die Seite des besten Frankfurter Frauenclubs. Doch als Turbine Potsdam in Führung ging, wurde es wieder ruhig in der Kurve und der Andrang an den Bierbuden größer.

Vielleicht hätten sich die Fans des anderen Herrenfinalisten Bayern München ja auf die Seite der Potsdamerinnen geschlagen – wenn sie schon da gewesen wären. Doch die erfahrenen Finalefans aus München pilgern erst spät zum Stadion. Sie haben es schon lange nicht mehr nötig, ausgiebig die allseits beschworene besondere Berliner Pokalluft zu schnuppern. Dennoch wurde laut gejubelt, als Turbine in Führung ging. Die etwa 1.500 Potsdamer Fans, die nur wegen des Frauenfinales ins Stadion gekommen waren, gaben ihr Bestes. Trotzdem wirkten sie wie ein Haufen Spinner, der sich am Tag des großen Endspiels für das kleine Finale begeistert.

Einen eigenen Endspieltermin an einem eigenen Frauenfinaleort mag indes niemand fordern. Denn nur weil die Frauen am selben Tag am selben Ort wie die Männer um den Cup spielen, interessieren sich die überregionalen Medien überhaupt für Mannschaften wie Turbine Potsdam oder den 1. FFC Frankfurt. Hätten die Frauen am Freitag in der Alten Försterei zu Köpenick ihr Endspiel ausgetragen, die Siegerinnen wären eventuell nicht geschlossen ins „Aktuelle Sportstudio“ des ZDF eingeladen worden und hätten ihren Pokal nicht in die Kameras halten dürfen. Der ist übrigens viel kleiner als der der Männer. Ob das wohl etwas zu bedeuten hat? Andreas Rüttenauer