piwik no script img

Archiv-Artikel

kabinenpredigt

Über die Spitze und Breite im Sport haben sich schon viele Gedanken gemacht. Von Berti Vogts, dem derzeitigen Nationaltrainer Nigerias, ist etwa der Ausspruch verbürgt: „Die Breite an der Spitze ist dichter geworden.“

Eine nahezu sinnfreie Bemerkung. Wohlwollend kann man Vogts jedoch eines zugute halten: Er hat, wenn auch ohne Absicht, verdeutlicht: Im Sport sollten Spitze und Breite stets zusammengedacht werden.

Gerade unter den Profivereinen ist das keine Selbstverständlichkeit. Sie scheren sich meist wenig um den Breitensport, aus dessen Reservoir sie schöpfen.

Alba Berlin gehört diesbezüglich zu den positiven Ausnahmen. Der Tabellenführer der Basketballbundesliga kündigte in der vergangenen Woche an, eine abrissreife Schulturnhalle in Prenzlauer Berg zum Großteil auf eigene Kosten sanieren zu lassen. Sie soll als Heimstätte für die erweiterte Jugendarbeit dienen.

Insbesondere im Ostteil der Stadt verfallen viele Sporthallen. Der klamme Senat gibt vor, sich deren Instandsetzung nicht leisten zu können.

Nun ist Alba Berlin aus gutem Grund selbst initiativ geworden. Die „Albatrosse“ haben nämlich erfolgreich Werbung für ihren Sport betrieben. Die Nachfrage, selbst aktiv zu werden, ist vor allem unter Jugendlichen gestiegen – es fehlt nur an Hallenkapazitäten.

Sportsenator Ehrhart Körting freut sich über das Alba-Engagement. Mit einer kleinen Zuwendung beteiligt sich das Land Berlin selbst an dem Projekt. Für Körting hat dieses Finanzierungsmodell gewiss Vorbildcharakter. Immer wieder hebt er die große Bedeutung des Breitensports insbesondere für die Gewaltprävention hervor.

Im Zuge der allgemeinen Sparpolitik wirkt Körting jedoch an der Reduzierung staatlicher Sportförderung mit. Die Profivereine könnten den staatlichen Institutionen etwas aus der Bredouille helfen.

Warum auch nicht? Es lassen sich gute Argumente dafür finden, aus welchem Grund der Spitzensport helfen sollte, gute Rahmenbedingungen für den breiten Unterbau zu schaffen.

Diese Unterstützung kann allerdings nicht erzwungen werden. Der Sanierungsstau öffentlicher Bäder und Hallen in Berlin bleibt vornehmlich immer noch eine Angelegenheit des Senats.

JOHANNES KOPP