kabinenpredigt : Berliner Eintracht
Die populärsten Profivereine Berlins weisen derzeit einige Parallelen auf. Sowohl Hertha und Alba als auch die Eisbären haben eine sportlich verheerende Saison hinter sich. Alle drei blieben weit hinter ihren Ansprüchen zurück. Und alle träumen nun vom Neuanfang unter Beibehaltung ihrer bisherigen Vereinspolitik. Dies soll durch personelle Erneuerung ermöglicht werden.
Hertha hat vor wenigen Wochen Lucien Favre als neuen Coach verpflichtet. Vorgestellt wurde er als einer, der erfolgreich mit jungen Spielern arbeitet, das offensive Spiel liebt und somit hundertprozentig zur Vereinsphilosophie von Hertha passt.
Die Eisbären wollen am Mittwoch Don Jackson der Öffenlichkeit als neuen Trainer präsentieren. Vorab hieß es: Man habe einen Mann gesucht, der gern mit jungen Spielern arbeite und offensives Eishockey spielen lasse. Jackson, der zuvor die Düsseldorfer Metro Stars trainierte, würde all diese Punkte erfüllen. Er soll die insgesamt erfolgreiche Arbeit seines Vorgängers Pierre Page fortsetzen.
Auch beim Basketballclub Alba Berlin hat man angekündigt, dass man in den nächsten Wochen zu allererst die Trainerfrage klären werde. Der bisherige glücklose Coach Henrik Rödl steht zur Disposition. Es ist nicht schwer, zu erraten, wie wohl das Anforderungsprofil seines möglichen Nachfolgers ausfallen wird: Bestimmt soll er gewandt im Umgang mit jungen Spielern und ein Fan von spektakulärem Basketball sein. Schließlich hat Alba ein anspruchsvolles Publikum und sieht sich in der Pflicht, seine vorbildliche Nachwuchsarbeit fortzusetzen.
Die Förderung von jungen Talenten ist nicht nur von Berliner Clubs als kostengünstigste Möglichkeit zur eigenen Wertsteigerung erkannt worden. Entweder helfen die Begabten dem eigenen Club sportlich und somit auch finanziell weiter, oder sie können gewinnbringend weiterverkauft werden. Allerorten gleichen sich die Konzepte und Verlautbarungen der Vereine. Diese Konformität ist langweilig, insbesondere weil es den Berliner Vereinen in der vergangenen Saison entgegen allen Ankündigungen an Risikobereitschaft fehlte, sportliches Spektakel zu bieten. JOHANNES KOPP