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Archiv-Artikel

kabinenpredigt Stadion, dein Name sei Cash

Unideologisch soll man an das Thema herangehen, empfahl Stefan Liebich, Vizechef der Linksfraktion, vor wenigen Tagen. Haben Sie schon erraten, worum es geht? Na sicher doch, um Geld. Um sehr viel Geld. Für den Verkauf der Namensrechte des Olympiastadions könnten der Senat und Hertha BSC als Gesellschafter der Arena bis zu acht Millionen Euro einnehmen.

Bislang hat der Senat eine Umbenennung des Stadions unter anderem mit der Begründung verweigert, damit verschlechtere man seine Chancen, die Olympischen Spiele 2016 oder 2020 in Berlin auszutragen. Doch mit dem Vorentscheid des Deutschen Olympischen Sportbundes, sich für die Winterspiele in München zu engagieren, zählt dieses Argument nichts mehr. Und da meldete sich eben Liebich mal ganz pragmatisch zu Wort.

Acht Millionen Euro, das ist eine durchaus schwindelerregende Summe, die auch einiges in der Berliner Parteienlandschaft durcheinanderzuwirbeln vermag. Die sozialistische Linke ist jetzt für die Umbenennung des Olympiastadions gegen Kohle und vertraut dabei voll und ganz auf die Kräfte der freien Marktwirtschaft.

Dagegen warnt die marktliberale FDP vor zu viel Habgier und lehnt eine kurzfristige Namensveräußerung ab. Es fehle an einem Konzept, heißt es aus der Parteizentrale. Wahrscheinlich hecken die Liberalen gerade einen Zehnjahresplan aus. Darin wird auf jeden Fall stehen, dass der alte Name behalten, aber mit einem neuen kombiniert werden soll. Genau das schwebt auch der CDU vor.

Theoretisch wären dann Verbindungen möglich wie „Playmobil-Olympiastadion“ oder – um einen österreichischen Stadionnamen als Beispiel zu nehmen – „Cashpoint-Olympiastadion“.

Als konservative Besitzstandwahrer bleiben die SPD und die Grünen übrig, die bislang die altehrwürdige Bezeichnung nicht beschädigt wissen wollen. Wird hier also zu ideologisch gedacht, um mit Liebich zu sprechen? Gewiss wird man sich auf die Dauer auch nicht den monetären Argumenten verschließen. Schließlich plädierte Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) schon vor Jahren dafür, eine Umbenennung in Erwägung zu ziehen.

JOHANNES KOPP