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Archiv-Artikel

jaromir blazek Eherne Regel

Man muss Jaromir Blazek hoch anrechnen, dass er sich vor dem Spiel in Hannover nicht krankgemeldet hat. Dutzende Kameras, die bereits beim Einlaufen auf ihn gerichtet waren, ein hämisches Grummeln aus der Nürnberger Kurve – eine Chance, selbstbewusst in die Partie zu gehen, hatte der Tscheche von vornherein nicht. Und so kam es, wie es kommen musste: In der 29. Minute flankte Szabolcs Huszti einen Freistoß nach innen, den Blazek unter anderen Umständen wohl ohne viel Federlesens gefangen hätte. So aber handelte er nach einer ehernen Regel des Torwartlebens: Im Zweifelsfall (und ein solcher ist für einen verunsicherten Keeper sogar die Entscheidung morgens aufzustehen) fausten. Blazek faustete. Der Ball landete in der Spielfeldmitte und traf dort auf Arnold Bruggink, einen der schussgewaltigsten Hannoveraner. 1:0 – wieder hatte der Torwart nicht gut ausgesehen. Nicht zu bestreiten.

Genau so wenig wie die Tatsache, dass Blazek dem Club bislang noch keinen Punkt gerettet hat. An guten Tagen hält Blazek so gut es eben geht, an schlechten wie im Uefa-Pokal gegen Lissabon patzt er. Doch die Faux-pas sind gar nicht einmal so häufig, als dass sie sein schlechtes Image rechtfertigen würden. Jaromir Blazek ist wohl kein schlechterer Keeper als die Gerhard Tremmels oder Stefan Wächters der Liga. Es kann aber gut sein, dass er auch kein besserer ist.

Verunsichert wie er derzeit zwangsläufig ist, taugt er als letztes Korrektiv hinter einer oft grotesk planlosen Abwehr jedenfalls nur bedingt. Gut möglich, dass Thomas von Heesen ihn dennoch im Kasten belassen wird. Nicht, weil er Blazek das Vertrauen schenken würde. Sondern weil er seinem Ersatzmann noch mehr misstraut. Ginge es nach der Bild-Zeitung, wäre die Torwartfrage, die de facto unbeantwortbar ist, nicht einmal eine Frage. Ersatzmann Daniel Klewer stünde im Tor. Klewer hält zwar famos Elfmeter, was bereits grandiose Schlagzeilen lieferte, und ist zudem ein freundlicher Zeitgenosse. Allein: Klewer ist eher eine solide Nummer zwei. Eine solide Nummer eins werden sie wohl in dieser Saison nicht mehr bekommen. Wenn Blazek weiter zur Personifizierung aller Nürnberger Übel herhalten muss, erst recht nicht. CHRISTOPH RUF