italienische genesis : Schulverbot für Darwin
Steht die Darwin’sche Evolutionstheorie im Widerspruch zur Bibel? Ja, behauptete Italiens Bildungsministerin Letizia Moratti – und handelte entschlossen: An staatlichen Grund- und Mittelschulen in Italien darf nur noch das biblische Schöpfungsmodell unterrichtet werden.
Laut Bibel erschuf Gott die Welt in sechs Tagen. Fasst man die biblische Schöpfungsgeschichte als simplen Tatsachenbericht auf, so kann man in einer Zeit der modernen Hektik nur staunen: Gott war unvorstellbar schnell. Das gilt besonders für die Erschaffung des ersten Mannes. Und die Herstellung der ersten Frau aus seiner Rippe beanspruchte wohl noch weniger Zeit.
Bereits im 19. Jahrhundert behauptete ein weißbärtiger studierter Theologe aus Shrewsbury in England, dass das Ganze gar nicht so abgelaufen sein kann: Charles Darwin legte seine Evolutionstheorie vor. Demnach waren alle gegenwärtigen und früheren Lebensformen durch schrittweise Veränderungen im Erbmaterial – Mutationen – und natürliche Selektion der so geschaffenen neuen Merkmale entstanden. Heutige fossile Funde zeigen, dass es über 3,5 Milliarden Jahre gedauert haben muss, bis dass sich aus den ersten frühen Lebensformen auf der Erde der Mensch entwickelte.
Der Logik der Evolutionstheorie kann auch der Papst nicht widerstehen. In seiner Botschaft an die Mitglieder der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften stellte Papst Johannes Paul II. am 22. Oktober 1996 fest: „Es gibt Anlass, in der Evolutionstheorie mehr als eine Hypothese zu sehen. Es ist in der Tat bemerkenswert, dass diese Theorie nach einer Reihe von Entdeckungen in unterschiedlichen Wissensgebieten immer mehr von der Forschung akzeptiert wurde.“
Obwohl Morattis Meinung somit nicht vom Papst geteilt wird, steht die Bildungsministerin mit ihren Ansichten nicht allein da. In 31 Bundesstaaten der USA streiten sich mittlerweile zahlreiche Gegner und Anhänger Darwins darum, wie man die Evolutionslehre Schülern beibringen soll. Bereits 1981 entschied das oberste US-Gericht, dass der Glaube an einen Schöpfer, der die Welt erschuf und ihren weiteren Verlauf lenkt, nicht Grundlage eines naturwissenschaftlichen Unterrichtes sein dürfe.
Doch die Darwin-Gegner gaben sich damit nicht geschlagen und entwickelten das so genannte Intelligent Design (ID). Seine Verfechter tragen Hochschultitel und verwenden wissenschaftliches Vokabular. So wollen sie „beweisen“, dass für die Entwicklung der Lebewesen ein Designer verantwortlich sein muss, eine – wie auch immer erdachte – Schöpfergestalt.
Bisher schafften es die ID-Anhänger nicht zu verbergen, dass ihr Glaube an einen Schöpfer auf recht schwachen Beinen steht. Das Argument: Menschliche Intelligenz kann schwierige Systeme kreieren. Daher muss es eine übermenschliche Intelligenz geben, die die Kompliziertheit natürlicher Systeme erklärt.
Damit ist in der Auseinandersetzung zwischen Darwinisten und Antidarwinisten sicherlich das letzte Wort noch nicht gesprochen worden.
CLAUDIA BORCHARD-TUCH