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Archiv-Artikel

irakkrieg CIA-Chef lügt weiter

Der Auftritt von CIA-Direktor George Tenet war eine Rundum-Verteidigung einer angeschlagenen Institution. Tenet versuchte das Unmögliche: Er begründete, dass die Geheimdienste akkurat gearbeitet hätten, dass ihre im Oktober 2002 veröffentlichten Schlussfolgerungen sich auch im Nachhinein als richtig herausgestellt hätten – ohne jemals zu behaupten, die Regierung hätte übertrieben.

KOMMENTARVON BERND PICKERT

Damit könnte Tenet seinen Kopf gerettet haben. Hätte er die Regierung der Übertreibung beschuldigt oder seine eigene Behörde der Fehlinformation gescholten, wären seine Tage als Chef des Nachrichtendienstes gezählt gewesen. Stattdessen nahm er seine Agenten in Schutz, die aufgrund der ihnen vorliegenden Informationen und Hinweise die richtigen Warnungen ausgesprochen hätten – und bescheinigte der Regierung, den Diensten niemals vorgeschrieben zu haben, was sie zu sagen hätten.

Implizit allerdings sagen seine Worte nichts anderes als: Wir wussten vorher wenig und haben das auch gesagt. Wir wissen jetzt wenig und sagen das auch. Statt Fakten beschwor Tenet die potenziellen Gefahren, die von Saddam Hussein ausgegangen wären, hätte man ihn an den mutmaßlich existierenden Programmen weiterarbeiten lassen. Das soll die Begründung für einen Krieg sein?

Geradezu tragikomisch wirkte Tenet, wenn er fast ein halbes Dutzend Mal während seiner Rede um Geduld und mehr Zeit bat, um die Inspektionen im Irak abzuschließen. Haben wir das nicht vor Beginn des Irakkriegs etliche Male im Weltsicherheitsrat gehört, aus dem Mund des von der US-Regierung so arg gescholtenen UN-Chefinspekteurs Hans Blix? Tenet hatte dazu nicht mehr zu bieten als das alte Argument, der Irak hätte die Inspektoren stets an der Nase herumgeführt. Warum sie dann in den Jahren 1991 bis 1998 so viele Waffen finden und zerstören konnten, sagte Tenet wiederum nicht.

Und als ob diese Vorstellung noch nicht peinlich genug wäre, wiederholte Tenet auch die Mär von Saddam Husseins desertiertem Schwiegersohn, der erst die Details über das – laut Tenet aktive – Biowaffenprogramm enthüllt habe. Es ist gut ein Jahr her, dass bekannt wurde, dass Hussein Kamel zwar über das Programm gesprochen, aber den US-Verhörbeamten auch gesagt hatte, dass es seit Jahren eingestellt war – eine Information, die die USA geflissentlich verschwiegen. Tenet lügt weiter.

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