integration ohne verbände : Hauptsache Religion
Reflexartig und erwartbar hat der Zentralrat der Muslime auf den NRW-Aktionsplan zur Integration reagiert: Die muslimischen Spitzenverbände seien übergangen worden, fühlten sich als Bildungs-Ratgeber und als Lehrplan-Entwickler für einen muslimischen Religionsunterricht von der Landesregierung verkannt. An dem Zustand sind die Verbände aber nicht ganz unschuldig: Bereits seit Jahren stagniert die Entwicklung eines islamischen Religionsunterricht in deutscher Sprache, weil sich die breit gefächerten Verbände nicht auf gemeinsame Inhalte festlegen können. Dass die schwarz-gelbe Landesregierung und allen voran Integrationsminister Armin Laschet versucht, auf unkonventionellerem Weg zu einem islamischen Religionsunterricht zu gelangen. Nicht die organisierten Muslime sollen die Lehrpläne entwickeln, sondern die Gemeinden vor Ort.
ANALYSE VON NATALIE WIESMANN
Auch wenn niemand voraussehen kann, ob lokale Moscheegemeinden eher als erfahrene Großverbände in der Lage sind, einen gemeinsamen Nenner für einen islamischen Religionsunterricht zu entwickeln: Die Landesregierung geht geschickt mit dem Thema um. Sie jammert nicht wie die rot-grüne Vorgängerregierung darüber, dass sie keinen zentralen Ansprechpartner fände, sondern zeigt Entschlossenheit. Ministerpräsident Rüttgers war die Sache so wichtig, dass er sie sogar bei seinem letzten Papstbesuch zum Thema machte. Und die CDU merkt, dass die Stärkung des Islamunterrichts die Sache der Religionen allgemein stärkt. Denn wenn es islamischen Religionsunterricht gibt, dann stellt auch niemand mehr in Frage, dass der evangelische und katholische Unterricht an der Schule richtig aufgehoben ist. Dass die Christdemokraten die Religion im Unterricht fest verankern wollen, haben sie schon mit der Verabschiedung des Schulgesetzes bewiesen: Ab dem kommenden Schuljahr soll die Ehrfurcht vor Gott zum vornehmsten Ziel gehören.