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Archiv-Artikel

image der grünen Der Preis der grünen Prozente

Fleißig. Dis-zi-pli-niert. Ver-ant-wor-tungs-be-wusst. Das klingt nach Bausparvertrag und Einbauküche, nach Seitenscheitel und gehäkelter Klopapierhülle. Das hat so gar nichts von dem stacheligen, frechen Anspruch, den die Grünen mit dem Igel im Wappen tragen. Das ist aber das Bild, das ein großer Teil der Berliner von ihnen hat.

Kommentarvon STEFAN ALBERTI

Da stellt sich die Frage: Sollen sich die Grünen wirklich darüber ärgern? Etwa: „Ich bin nicht auf die Straße gegangen, um jetzt mit dieser bürgerlichen Scheiße assoziiert zu werden“? Sollen sie enttäuscht sein wie Fraktionschefin Klotz? Ein bisschen ist das unvermeidlich, wie immer, wenn einem die Realität mit voller Wucht entgegenschlägt.

Danach aber empfiehlt sich ein Blick auf ein anderes Blatt, jenes mit den Wahlumfragen: Fast jeder fünfte Berliner hätte die Grünen gewählt, wenn im Juli Abgeordnetenhauswahl gewesen wäre. Vor zwei Jahren tat das nicht mal jeder zehnte.

Es ist vielleicht zu einfach, direkt zu folgern: je weniger frech desto erfolgreicher. Schließlich kamen die Grünen schon 1995 mal auf über 13 Prozent. Mit Sicherheit aber hat die von viel Fleiß geprägte Arbeit im Parlament dem Prozente-Hoch nicht geschadet. Jener Fleiß, der sich nun in der Forsa-Umfrage mit den Grünen verbindet.

Um es mal mit Roberto Blanco zu sagen: Ein bisschen Spaß muss sein, aber der Schritt weg vom radikalen Image ist der Preis der Prozente. Wenn die Grünen interessiert sind, ein drittes Mal in die Landesregierung zu kommen, sollten sie ihn – weiter – zahlen. Frech ist weder Inhalt noch Wert an sich, sondern nette Beigabe. Und mehr als vier Fünftel der Berliner sagen noch etwas anderes: Einfluss auf die Landespolitik haben die Grünen in der Opposition bei allem Fleiß eher wenig.