homosexuelles : Ein Fest ist ein Fest ist ein Fest
Schon mal ein Straßenfest kommentiert? Eines, wo viele Leute hingehen, die Straßen entlangziehen und sich durchs Gewühle drängen? Eins, wo die Leute vor Bühnen an jeder Ecke irgendwelcher Musik lauschen, ein Bier trinken, dann noch eins, dabei Blicke werfen, zu jenem bekannten Gesicht oder dem anderen schönen da drüben? Eins, wo es mitunter komisch ist, auf alte Bekannte zu treffen und nicht zu wissen, worüber man sprechen soll? Über das Wetter vielleicht? Ja, über das Wetter! „Hold ist es uns.“
KOMMENTAR VON WALTRAUD SCHWAB
Schon mal ein Straßenfest kommentiert? Gar ein schwul-lesbisches? Was soll ich sagen? Ist doch schön, wenn Menschen zusammenkommen, wenn sie sich freuen, sich umarmen, gar küssen. Ja sicher soll ich das sagen! Oder ich sage: Rose is a rose is a rose is a rose. Heruntergebrochen auf Berliner Niveau: Straßenfest ist ein Straßenfest ist ein Straßenfest ist ein Straßenfest. Die Aussage gilt, selbst wenn das Ding wie ein katholischer Festgottesdienst zelebriert wird – mit Verkleidung, mit Gesang, mit Messwein, mit Glaubensbekenntnissen und mit Erleuchtung sogar. Letztere heißt hier „Coming-out“.
Schon mal ein Straßenfest kommentiert? – Entschuldige, da gibt es nichts zu kommentieren! Entweder du gehst hin, oder du lässt es. Niemand wird gezwungen. Egal ob es rund um den Nollendorfplatz stattfindet oder in der Weddinger Müllerstraße. Am Ende ist der Alkoholpegel hier wie dort hoch. Gut, vielleicht gibt es am Nollendorfplatz weniger hässliche Familienszenen, ähnlich der beim Karussell, das neulich vor dem Weddinger Rathaus stand. Dort wollte ein Kind mit traurigen Augen von seinem betrunkenen Vater nicht beschimpft, sondern gemocht werden. Rund um den Nollendorfplatz sind die, die geliebt werden wollen, etwas älter.
Schon mal ein Straßenfest kommentiert? Eins, wo das Drunter und Drüber das Motto ist? Nein? Warum nur nicht?