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hitzschlagGereizte Sehnen – Gereizte Therapeuten

Uncooler Termindruck

Während draußen ein frischer feuchter Wind schon das Ende des Hochsommers einleitet, ist die Luft in der Orthopädie-Praxis noch drückend schwül. Einzige Errungenschaft, die die Wartezeit in schweißiger Luft erträglich macht: ein Wasserspender für die ausgetrockneten Kehlen der Kundschaft. Gerüche und Hitze steigen den Angestellten zu Kopf – besonders geplagt ist die Physiotherapeutin.

„Wo waren sie denn gestern?“, herrscht sie einen jungen Mann an, der schüchtern vor der Theke steht. Na ja, stammelt er, ihm sei ganz plötzlich ein wichtiger Termin mit einem neuen Kunden dazwischen gekommen. Deswegen habe er vergessen anzurufen. „Vielleicht haben Sie ja einen neuen Ultraschall-Termin für mich?“ Er streicht sich über die linke Schulter. Offenbar hat er eine Sehnenreizung, die mit einem vorsintflutlichen Siemens-Apparat behandelt werden soll. Die Therapeutin hat kein Mitleid mit ihrem Kunden. Verfallen sei verfallen, er könne ja noch mal zum „Doktor reingehen“ und sich eine neue Behandlung verschreiben lassen.

Der Mann meint, er könne doch nicht wieder zwei Stunden warten, Termine drängten, und außerdem könne man doch den Behandlungsbogen rückdatieren. „Nee, so was mach ich nicht. Seien Sie mal zufrieden, dass ich Ihnen nicht 35 Mark Ausfallgebühren berechne.“ Der Praxis-Kunde runzelt die Stirn, murmelt etwas von „Kulanz“ und „Uncoolness“ und verschwindet auf die kühle Straße. Natürlich hilft ihm der frische Luftzug nur kurz: die nächste Hitzewelle kommt so sicher wie die Gesundheitsreform, die Ärzten und Pharma-Industrie das Geschäft retten soll. Dann haben Kassen-Kunden erst recht zu kuschen. Selbst im Winter.

RICHARD ROTHER

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