: hier Saxophonist Verblichene Mama Rose
■ Archie Shepp in der Schauburg: ausgemergelt
Archie Shepp hat einen großen Namen. Den hat er sich in den 60er Jahren durch seine wilden, innovativen Improvisationen und seine radikalen Statements - nicht nur in der Musik erworben. In den frühen 70er war er eine der ersten Persönlichkeiten des FreeJazz, die die Traditionen der afroamerikanischen Musik wiederentdeckten und -belebten. Auch später blieb seine Musik kraftvoll und beeindruckte durch die Verbindung der neuen Freiheiten mit der Tradition des Blues. Aber seine Auftritte in Bremen im Laufe der letzten Jahre waren eher enttäuschend. Seinem Saxophonspiel fehlte die Kraft. Und die emphatischen, expressiven Läufe, die sein Spiel auszeichneten, waren nur noch selten zu hören.
Auch am Mittwoch in der Schauburg wirkte der etwas mehr als einstündige Set insgesamt etwas lustlos. Schon das bekannte Einleitungsstück „Mama Rose“ war nur ein blasser Schatten der einst beeindruckenden musikalischen Umsetzung eines ebenso verzweifelten wie kompromißlosen Schreis nach revolutionären Veränderungen.
Im zweiten Stück blitzte kurz die alte Qualität der Shepp -typischen Spielweise auf, die Spannung zwischen den leicht nöligen triolischen Linien und einem Webster-like tiefen Hauchen.
Pianist Horace Parlan hatte in seinen immer nur kurzen Soli wenig Gelegenheit, sich zu zeigen. Bassist Wayne Dockery leistete solide Rhythmusarbeit, bot aber nichts Beeindruckendes. Drummer Steven McRaven entpuppte sich als Hauer, für meinen Geschmack meist zu laut. Alles in allem war es gar nicht verwunderlich, daß es, obwohl ein Teil des Publikums ausdauernd applaudierte, keine Zugabe gab.
Arnaud
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen