piwik no script img

hey mister taliban: tally me bin laden

Ganz Berlin hat eine Fahne: Die B.Z. druckte doppelseitig eine US-Flagge und forderte alle Berliner auf, das Banner ins Fenster der Wohnung oder des Autos zu kleben. „Fünf Minuten schlagen unsere Herzen im Gleichklang der Nation“, verlangte die Bild-Zeitung von ihrer Kundschaft, die das Begehren nach Gleichschaltung ohnehin nicht als Zumutung empfindet. Am Freitag um 18 Uhr begann am Brandenburger Tor die Lichterkette der solidarischen Bündnisdeutschen. Auch Frank Steffel, der schon immer etwas gegen, wie er das nennt, „Kommunistenschlampen“, „Bimbos“ und „Kanaken“ hatte, war mit von der Rutschpartie. „Scheißkanaken!“, rief Steffel Richtung Bin Laden, und plötzlich fanden alle das ganz toll. Das aber das afghanische Talibanregime von den USA gestützt und installiert wurde, weil die Welt dringend ein prima antikommunistisches Bollwerk brauchte, und das Ussama Bin Laden lange Zeit gut Freund mit der CIA war, wollte auch Frank Steffel nicht sagen. Schließlich geht es in Berlin nicht um Politik, sondern ums Wannenbad der Gefühle.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen