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heute in hamburg„Rechte Influencer*innenbegleiten dich im Alltag“

Buchvorstellung „Die rechte Mobilmachung“ von Patrick Stegemann und Sören Musyal. Online-Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung: 18.30 bis 20 Uhr, Anmeldung unter anmeldung@rls-hamburg.de

Interview Isabella Boor

taz: Herr Stegemann, ist Youtube eine Radikalisierungsplattform für Rechts­extremist*innen?

Patrick Stegemann: Auf Youtube haben sehr lange viele Inhalte einen Ort gefunden, die eine Radikalisierung bewirken können. Beispielsweise, weil Rechts­ex­tre­mis­t*in­nen dort sagen, es gäbe eine globale Verschwörung gegen das „Volk“. Das Ganze wird in emotionalen Szenen, mit Wut und Hass verpackt, was dann für die Zu­schaue­r*in­nen sehr gut rüberkommt.

Müssten solche Plattformen radikale Beiträge nicht eigentlich blockieren?

Ja, gute Frage. Das tun sie bereits ja schon ein bisschen. Aber es wurde viel zu spät da­rauf reagiert. So ist es schwer, diese Entwicklung zu stoppen.

Weil es so eine Masse an extremen Beiträgen gibt?

Ja, zum einen und zum anderem haben wir schon viel zu viele Menschen daran verloren, die nun kein Verhältnis zur Wissenschaft und zur Wahrheit haben.

Wie vermarkten sich rechte In­flu­en­ce­r*in­nen im Netz?

Im Grunde vermarkten sie sich wie jede andere In­flu­en­ce­r*in auch, nur halt mit politisch radikalen Inhalten. Das heißt, sie begleiten dich in deinem Alltag. Sie stellen sich möglichst nahbar und normal dar, um Menschen emotional an sich zu binden. Sie fallen also nicht sofort mit der Tür ins Haus oder stellen Politik gleich vorne an, sondern präsentieren sich und ihren Alltag.

Haben Sie da eine bestimmte Influencer*in im Sinn?

Es gibt eine ganze Reihe von rechten Aktivist*innen, wie zum Beispiel Martin Sellner, der sehr lange auf Youtube aktiv war, dort gelöscht wurde und jetzt auf Telegram ist.

Sellner gehört zur rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich.

Foto: Jacobia Dahm

Patrick Stegemann 31, ist freier Journalist, Formatentwickler für öffentlich-rechtliche Sender und beschäftigt sich als Autor mit Rechtsextremen im Netz.

Bei Telegram ist er aber bei weitem nicht so beliebt, wie er es einmal war.

Also hat die Youtube-Sperre etwas genützt?

Auf jeden Fall. Es zeigt die Macht der Plattform. Wie man sieht, hat Sellner nun weniger Reichweite. Gerade auf Instagram gibt es aber noch eine ganze Reihe rechter Influencer*innen, die häufig gar nicht so groß sind, aber eben ein neurechtes Netzwerk bilden.

Welche Gefahr geht denn von solchen Rechts­ex­tre­mis­t*in­nen im Netz aus?

Die Rechts­ex­tre­mis­t*in­nen wollen eine grundlegend andere Gesellschaft. Das heißt: Ungleichheit. Sie versuchen das aber in den sozialen Medien anders zu verpacken. So kann es passieren, dass sie Menschen erreichen und radikalisieren, die sonst nie auf die Idee gekommen wären, sich Rechts­ex­tre­mis­t*in­nen anzuschließen. Sie erzählen, wir seien eine Gruppe, die bedroht sei, als Weiße, als Männer, als Deutsche. Dass sich diese Gruppe wehren müsse, gegen einen Feind. Das führt zu Radikalisierung und auch zu Terror, wie in Hanau.

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