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heute in hamburg„Plötzlich hört man die Ente“

Wahrnehmung Zur Alsterwanderung in totalem Schweigen lädt der Pilgerpastor von St. Jacobi

Bernd Lohse

58, ist seit 2007 Pilgerpastor an der Hauptkirche St. Jacobi. Zuvor war er Gemeindepastor in Poppenbüttel.

taz: Herr Lohse, warum sollte ich heute Abend schweigend um die Alster pilgern?

Bernd Lohse: Sie sollen nicht. Sie dürfen. Das hat ja nur Sinn, wenn Sie spüren, dass es gut tut, auf Lärm nicht mit mehr Lärm zu reagieren. Dann werden Sie staunen, was sie wahrnehmen.

Was zum Beispiel?

Sie nehmen die Landschaft ganz anders wahr. Auf einmal beachten Sie nicht mehr nur den Verkehr, sondern bemerken auch, wie schön die Trauerweiden sind. Sie sehen und hören die Enten und spüren, wie der Wind geht. Sie richten Ihre Sinne neu aus.

Was ist Pilgern überhaupt?

Eine uralte spirituelle Technik aller Religionen. Es ist ein innerer Weg bzw. die Kontaktaufnahme mit unserer Innenwelt – und mit dem Heiligen, das uns jederzeit begegnen kann: heilende, heilsame, versöhnliche und friedvolle Kräfte. Außerdem kommen Sie im Schweigen in einen anderen Kontakt mit sich selbst und mit den Menschen um Sie herum. Sie merken zum Beispiel sehr genau, mit wem Sie gern sprechen würden.

Wie läuft die Wanderung überhaupt ab?

Zu Beginn gibt die jeweilige geistliche Begleiterin der Wanderung einen Impuls. Das kann ein Bibeltext, eine Meditation, ein Gebet oder ein Lied sein. Dann gehen alle zur Alster, und dort beginnt das Schweigen. Nach halber Strecke, bei Bobby Reich an der Krugkoppelbrücke, wird der geistliche Impuls wiederholt. Man kann kurz etwas fragen oder auf die Toilette gehen, und dann geht die Gruppe schweigend zurück. Bevor man sich trennt, gibt es einen Abschluss-Impuls mit einem Gebet. Wer mag, kann sich danach noch zum Klönen verabreden.

Wie viele Menschen kommen?

15 bis 20 sind immer da, manchmal auch 40. Die Altersgruppen sind gemischt und mehrheitlich weiblich. Manche kommen regelmäßig, manche sporadisch, und jedes Mal sind Neue dabei.

Liegt Pilgern im Trend?

Pauschal kann ich das schwer sagen. Unser Pilgerbüro hier jedenfalls beobachtet deutlich steigende Teilnehmerzahlen. Die Nachfrage nach Pilger-Angeboten steigt massiv.

Warum?

Ich glaube, dass Menschen spirituell auf der Suche sind. Sie wollen nachhaltige, unaufwendige Formen. Wollen nicht viel Geld bezahlen für große Events, sondern das Schlichte, Einfache entdecken. Interview PS

Schweigend um die Alster pilgern: Treffpunkt 18 Uhr, Jacobi-Kirchhof am Pilgerwegweiser. Dauer: 2,5 Stunden, Eintritt frei. Jeden 2. Freitag im Monat

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