heute in hamburg: „Mit einer Stimme sprechen“
Kirche Pastorin referiert über kleine Fortschritte der ökumenischen Zusammenarbeit in Europa
51, ist seit 2009 Europareferentin im Hamburger Zentrum für Mission und Ökumene. Zuvor war sie Pastorin.
taz: Frau Hunzinger, ist Ökumene nicht überholt? Dank Globalisierung geht es doch längst um Interreligiosität.
Christa Hunzinger: Natürlich ist es ein Aspekt unserer globalisierten Welt, dass auch die Kirchen untereinander gut zusammenarbeiten – gern auch gemeinsam im interreligiösen Dialog.
Das klingt, als dürfte niemand interreligiöse Dialoge führen, bevor die Gesamt-Ökumene perfekt läuft.
Interreligiöser Dialog und Ökumene sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden. Aber Interreligiosität gelingt noch besser, wenn nicht die eine Kirche eine andere Art interreligiösen Dialog betreibt als die andere. Es gibt unterschiedliche Auffassungen etwa bezüglich der Bedeutung interreligiösen Dialogs. Und es ist eine schöne Frucht ökumenischer Zusammenarbeit, dass es zum Beispiel keine Mission an Jüdinnen und Juden mehr geben soll.
Ein Diktum des Papstes von 2014. Recht spät, wenn man bedenkt, dass die Kirchen seit Langem bei Muslimen Toleranz einfordern.
Ja, aber immerhin bewegt sich etwas. Wir feiern ja gerade 500 Jahre Reformation – auch Trauer darüber, dass sich die Kirche geteilt hat. Zum Glück können wir das heute mit den Katholiken zusammen begehen. Klar wäre es schön, wenn das vor 500 Jahren möglich gewesen wäre. Aber freuen wir uns doch, dass es jetzt geht.
Und wie gut funktioniert europäische Ökumene?
Auf europäischer Ebene gibt es die Konferenz ökumenischer Kirchen, wo evangelische Kirchen, viele Freikirchen und die orthodoxen Kirchen Mitglied sind.
Die katholische Kirche nicht?
Sie ist kein Mitglied, hat aber Beobachterstatus. Und es gibt oft gemeinsame Aktionen; die praktische Zusammenarbeit läuft gut. Und auf unterer Ebene – in der AG christlicher Kirchen in Hamburg – ist die katholische Kirche Mitglied.
Warum nicht auf europäischer und internationaler Ebene?
Wohl auch deshalb, weil sie sich als Weltkirche versteht und es schwierig findet, sich einzubinden als eine Kirche unter vielen.
Und wo muss ökumenische Zusammenarbeit besser werden?
In puncto Hörbarkeit. Bei der Flüchtlingspolitik funktioniert das bereits. Beim Umgang mit Populismus und Klimagerechtigkeit müssen wir noch stärker an die Öffentlichkeit.Interview: PS
Christa Hunzingers Vortrag „Ökumenische Zusammenarbeit in Europa“: 18 Uhr, Uni Hamburg, Hauptgebäude
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