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heute in hamburg„Den Ort gibt es nicht“

DISKUSSION Jochen Stay spricht über die verfahrene Suche nach einem Endlager für den Atommüll

Foto: B. Stachowske
Jochen Stay

51, der Sprecher der Anti-Atom-Organisation „Ausgestrahlt“ ist seit Jahrzehnten gegen Atomkraft aktiv.

taz: Herr Stay, können Sie sich eine Konstellation vorstellen, bei der Sie nicht gegen ein Atommüllendlager in Deutschland demonstrieren?

Jochen Stay: Im Augenblick ist dieser Ort so definiert, dass er für eine Million Jahre sicher sein muss. Ich glaube, den einen solchen Ort gibt es nicht. Trotzdem ist der Müll da. Es geht also darum, das am wenigsten schlechte Lager zu finden.

Und wie sollte dieser Prozess für Sie aussehen?

Es braucht eine echte gesellschaftliche Verständigung. Es darf nicht passieren, dass dieses Endlager am Protest der Bevölkerung scheitert. Wir plädieren deshalb dafür, die örtliche Bevölkerung von Anfang an in dieses Verfahren einzubeziehen. Sie bräuchte ein Vetorecht.

Legt nicht jeder bei einem Endlager in seiner Nähe Veto ein?

Die Erfahrung zeigt: Wenn man der Bevölkerung dieses Vetorecht nicht gibt, nimmt sie es sich. Dann gibt es Protest. Wird sie aber ernsthaft beteiligt und hat ein Vetorecht, so muss das Verfahren zur Suche eines Endlagers so gut und qualitativ hochwertig sein, dass die Bevölkerung überzeugt wird.

Nun gab es stattdessen eine Endlagerkommission. Was kritisieren Sie daran?

Man hat erst das Gesetz gemacht und dann die Kommission eingerichtet, die daran wenig ändern kann. Zudem saßen darin zu viele Atommanager und Lobbyisten der Konzerne.

Aber auch etwa der BUND und die Deutsche Umwelt-Stiftung.

Zwei von 32 Plätzen. Der BUND hat dem Abschlussbericht nicht zugestimmt. Entgegen dem ursprünglichen Versprechen hat eine breite gesellschaftliche Diskussion nicht stattgefunden.

Der Abschlussbericht der Endlagerkommission wurde im Juli vorgelegt. Was ist Ihr Hauptkritikpunkt?

Die geologischen Kriterien für ein Endlager sind so vage formuliert, dass jeder Standort politisch möglich wäre – auch Gorleben. Die Kommission hat sich nur auf die alte Idee einer geologischen Tiefenlagerung für eine Million Jahre eingeschossen.

Was ist die Alternative?

Die Lagerung in Bergwerken ist bisher gescheitert. So hat die Asse nur 20 Jahre gehalten. Alternativen müssten erst erforscht werden, um Risiken abwägen zu können. Stichworte sind hier Lagerung in tiefen Bohrlöchern oder langfristige Zwischenlagerung in robusten Hallen oder unter der Erde, aber oberflächennah.

Interview: Jean-Philipp Baeck

Vortrag und Diskussion über die Ergebnisse der Atommüllkommission: 18.30 Uhr, HAW, Berliner Tor 5, Raum 3.15

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