heute in bremerhaven: „Laien können nicht mitfiebern“
Interview Jens Fischer
taz: Herr Hoßfeld, die Deutsche Meisterschaft im Rollkunstlaufen – ein Retro-Event für Fans der Achtziger?
Alexander Hoßfeld: Gegen das Image kämpfen wir erfolgreich an, seit drei Jahren erlebt unser Sport einen Boom. Die Mitgliedszahlen der Vereine sind in dieser Zeit bundesweit um 15 Prozent auf über 10.000 gestiegen.
Was war der Auslöser?
Die Walt Disney Company brachte 2016 die 1. Staffel von „Soy Luna“ auf ihren TV-Kanälen heraus.
Das ist eine argentinische Telenovela…
…die ist bei deutschen Teenagern sehr beliebt. Darin freunden sich Jugendliche auf einer Rollschuhbahn an. Seit dem Serienstart stieg die Nachfrage für diese Freizeitmöglichkeit.
Gibt es weitere Gründe für den Rollschuh-Boom?
Eltern pushen ihre Kinder wieder in Nischensportarten, das liegt im Trend, in Bremerhaven sank beispielsweise die Zahl der Fußballmannschaften in den letzten fünf Jahren um etwa ein Viertel, vor allem im Kinder- und Jugendbereich.
Sie werben mit einem Mix aus Sport und Akrobatik.
Ja, wir wollen noch publikumswirksamer werden. Zur Weihnachtsshow unseres ausrichtenden ERC Bremerhaven kommen jährlich etwa 8.000 Zuschauer in die Stadthalle, das ist unser „Holiday on Ice“, da können im märchenhaften Gewand viele der 120 aktiven Mitglieder zeigen was sie können.
Deutsche Meister-schaften im Rollkunst-laufen (bis 22. Juli), Stadthalle Bremerhaven
Sie sagen, Rollkunstlaufen sei für Außenstehende kompliziert und, das Wertungssystem schwer verständlich. Inwiefern ist das so?
Laien können nicht mitfiebern, da das Regelwerk zu komplex ist. Sie verstehen die Beurteilungen der Wertungsrichter meist nicht, weil ihnen die Seherfahrung fehlt, um beispielsweise zu erkennen, ob eine Pirouette eine Umdrehung zu wenig hatte. Wir entwickeln daher gerade ein Programm, all das mit Videoeinspielungen, Wiederholungen und Erklärungen transparenter zu machen.
Gibt es Bremerhavener mit Meisterchancen?
Wir haben in den letzten 40 Jahren immer Medaillen gewonnen. Das ist auch jetzt möglich – beispielsweise durch Sarah Kristin Behlen, amtierende Deutsche Jugendmeisterin, und Lina Goncharenko, sie ist in der Seniorenklasse deutsche Vizemeisterin und wurde 2017 bei der Weltmeisterschaft Elfte.
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